Was ist mehr wert? Geschichte oder Originalität?
21.12.2022
Nur 32 Ferrari 250 LM wurden zwischen 1963 und 1965 gebaut. Eigentlich hätte der Wagen als GT homologiert werden sollen, aber dafür wären 100 Autos nötig gewesen. So musste das Rennsportcoupé mit Mittelmotor in der Prototypenklasse starten. Trotzdem resultierte 1965 ein Sieg bei den 24 Stunden von Le Mans für Chassis 5893.
Chassis 5901 hat eine weniger glorreiche Vergangenheit, er trat nur bei einem Rennen an, nämlich den 24 Stunden von Daytona im Jahr 1966 und dies als Reservefahrzeug. Deshalb fehlen eindrückliche Einträge im Palmares. Gleichzeitig aber ist der Wagen bis heute weitgehend im Originalzustand geblieben, was für einen Rennwagen ziemlich ungewöhnlich ist. Andere 250 LM verunfallten, wurden mit anderen Karosserien neu aufgebaut oder existieren sogar nur als “Recreation” im weitesten Sinne weiter.
Chassis 5901 wird im Februar 2023 bei der Versteigerung von Artcurial in Paris anlässlich der Rétromobile unter den Hammer kommen. Einen Schätzpreis nennt Artcurial (bisher) nicht.
Allzu viele 250 LM wurden nicht versteigert in den letzten zehn Jahren, aber Chassis 6045 wechselte in Monterey im August 2015 für CHF 17,2 Millionen oder EUR 15,8 Millionen die Hand, während im Januar 2015 rund CHF 9,3 Millionen oder EUR 8,7 Millionen für Chassis 5899 bezahlt wurden. Während 6045 ebenfalls ein weitgehend unberührtes Auto war, wurden 5899 im Rennsport u.a. von der Scuderia Filipinetti geschunden.
Die Frage ist nun natürlich, ob den potentiellen Käufern ein Auto ohne wesentliche Renngeschichte im Originalzustand mehr wert ist als ein vielleicht wieder aufgebauter und über seine Rennkarriere immer wieder veränderten Wagen mit einem langen Palmares.
Raten Sie mit! Wieviel, denken Sie, wir der Meistbietende im Februar 2023 für den 250 LM bezahlen? Die Chance, dass dieser Wagen Ende Jahr zu den teuersten zehn gehandelten Automobilen 2023 gehören wird, ist jedenfalls ziemlich gross.