Das Dreiliterauto der Achtzigerjahre
Fast vergessen ist ein Versuchsfahrzeug, das Volkswagen in den Achtzigerjahren aufbaute. Als Basis wurde der damalige VW Polo (Typ 86C) verwendet. Unter der Motorhaube war aber nicht der übliche Vierzylinder-Benziner zu finden, sondern ein Zweizylinder-Dieselmotor mit Direkteinspritzung und G40-Spirallader.
Im Prinzip hatten die Volkswagen-Ingenieure einfach den Golf-Dieselmotor halbiert. Die zwei Zylinder wiesen eine Bohrung von 79,5 mm und einen Hub von 86,4 mm auf, dies ergab 858 cm3 Hubraum. Eine Ausgleichswelle stellte sicher, dass der Polo nicht über Gebühr erschüttert wurde.
Bei 4000 Umdrehungen leistete der aufgeladene Motor 39 PS, als grösstes Drehmoment lieferte er 76 Nm bei 2500 Umdrehungen. Und war noch nicht einmal besonders laut. 71 dB (A) wurde ihm damals bestätigt.
Eine Besonderheit damals war die antriebslose Phase, genannt “Segeln”. Das können heute bald alle Autos, damals aber war diese Schwung-Nutz-Automatik innovativ. Eine automatische Kupplung sorgte für einen reibungsarmen “Freilauf”.
Dass dieser rund 820 kg schwere und bis zu 140 km/h schnelle Polo wirklich sparsam war, bewis eine Testfahrt von Berlin nach Frankreich über 1500 km. 1,7 Liter Diesel reichten pro 100 km, wobei eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 60 km/h erreicht wurde. Gerast wurde also nicht, der Sparrekord war aber trotzdem eindrücklich.
Das Fahren des Spar-Polos verlangte nach einer gewissen Instruktion. Gestartet konnte der Wagen nur im Leerlauf werden. Wenn man zu langsam schaltete, wurde der Motor gestoppt. Dies funktionierte allerdings nur ab dem zweiten Gang (von fünf) und auch nicht im Rückwärtsgang. So ausgeklügelt war der Spar-Polo schon.
“Wir rechnen, daß auch Fahrer mit geringem technischen Verständnis nach einer Eingewöhnungszeit von ein bis zwei Wochen problemlos und perfekt mit dem Öko-Polo umgehen können”, liess man sich damals bei VW zitieren. So richtig alltagstauglich war das wohl noch nicht. Entsprechend war denn auch nach 50-Versuchsautos Schluss. Allerdings war es nicht die komplizierte Bedienung, sondern schlicht die enormen Kosten, die bei einer Produktion angefallen wären, die dem Wagen das Genick brachen.
Nachzulesen ist all dies in einer ams-Ausgabe von 1987. Jahrzehnte später baute man dann das Einliterauto XL1, der noch ein bisschen sparsamer war, aber auch nie eine grosse Stückzahl erreichte. Zuvor gab’s noch den Lupo 3L, der eher in eine ähnliche Richtung wie der Spar-Polo ging, und immerhin in die Serienfertigung ging.
P.S. Eine gute Handvoll dieser Öko-Polos soll überlebt haben, zumindest einer ist bei Volkswagen Classic in Wolfsburg zu finden.




























