Der Weg ist definiert (von der Rétromobile 2022)
19.03.2022
Die meisten Scheunenfunde werden schnellstmöglich restauriert, meist sogar total überrestauriert. Falten und Patina, die das lange Leben des Autos darstellen, werden wie bei gewissen Menschen durch Schönheitsoperationen mehr verschlimmert als verbessert.
Am Ende steht ein Auto da, das einzig und allein die Kunst des Restaurierens, aber keinerlei Geschichte aufzeigt. Der aktuell auf der Rétromobile Paris stehende Bugatti vom Typ 73 ist ein gutes Beispiel dafür.
Am 11. Februar 2015, also vor gut sieben Jahren fotografierte ich als Aushängeschild der im Pantheon stattfindenden Sonderschau "Scheunenfunde" einen unrestaurierten Bugatti Typ 57 aus dem Jahre 1937.
Jetzt nach sieben langen Jahren steht der Wagen im genau gleichen Zustand, vermutlich sogar mit demselben Dreck auf dem Lack, wieder in Frankreich, nämlich an der Retromobile in Paris auf dem Stand von Christoph Grohe (Bild oben).
In unserem Bericht über den Bugatti schrieben wir vor sieben Jahren: "Vor rund 40 bis 50 Jahren fährt der automobilbegeisterte Walter Grell durch Frankreich und erblickt zwischen Büschen eine bekannte Kühlerform. Es fehlt ihm zwar die Zeit, sich den Fund näher anzuschauen, aber später kehrt er zurück, identifiziert den abgestellten Wagen als Bugatti Typ 57 und überzeugt den Besitzer, ihm das Auto für ein paar wenige französische Francs zu verkaufen. Der Bugatti wird, wie gefunden, an ein trockenes Plätzchen gestellt und überlebt die nächsten 40 Jahre unbeschadet und vor allem komplett, wenn auch verwittert und farblich etwas abgestumpft."
Mittlerweile hat er bald 50 Jahre in diesem Zustand überlebt und wer weiss, wie lange das noch so bleiben wird. Ich hoffe nur, dass er nicht einer weiteren Überrestaurierung zum Opfer fallen und dadurch seinen ganzen Charme verlieren wird.
P.S. Unsere umfangreiche Berichterstattung von der Rétromobile Paris 2022 folgt in Kürze.