Der Rolls der Schande
05.03.2022
Nicht nur beim Banger-Racing mit Schrottautos gibt es einen Pokal für die gelungene Demolierung von Motorfahrzeugen. Auch bei Rolls-Royce bekamen Angestellte, die einen Firmenwagen im Strassenverkehr verformten, eine Trophäe überreicht. Die "Mitzi Trophy of Disgrace" (etwa "Mitzi-Trophäe der Schmach") bestand aus zwei Dinky-Toys-Modellen – einem ondulierten Silver Wraith und einem nagelneuen Silver Shadow – und wurde gut sichtbar auf dem Schreibtisch des Missetäters platziert. Dort musste sie so lange stehen und ihren Besitzer dem Spott der Kollegen preisgeben, bis der nächste Angestellte einen Rolls-Royce zu Klump fuhr. In den ersten 17 Jahren trugen sich immerhin 70 Mitarbeiter des ersten Werks am Platze in die schwarze Liste der der Firma ein.
Ursprung des unehrenhaften Wanderpokals war Dennis Miller-Williams aus der Verkaufsabteilung von Rolls-Royce, der 1963 in Monaco einen nagelneuen Phantom 6 mithilfe einer Garagenmauer in einen "Phantom 5 ¾" verwandelte – ausgerechnet am Abend vor einer Fahrzeug-Präsentation beim Fürstenpaar. Der französische Rolls-Royce-Importeur Peter Hunter, der seinen Kollegen konsequent Mitzi-Williams nannte, fertigte daraufhin die nach ihm benannte Unfall-Trophäe an – und bekam sie prompt von Williams zurück. Auf dem Weg zur Preisverleihung baute Hunter nämlich selbst einen Unfall; natürlich standesgemäss mit einem Rolls-Royce.
Das Modell des Silver Shadow muss allerdings erst später seinen weg auf den Sockel gefunden haben. Denn wie wir alle wissen, erschien der erste Rolls-Royce der Neuzeit erst 1965.