Ein ganz besonderer Rennfahrer und Mensch
25.10.2021
Unter diesen Bäumen liegt seit 50 Jahren ein Mann begraben, der noch heute rund 500 Personen an seine letzte Ruhestätte pilgern lässt. Am 29. Oktober 1971 nahmen in Fribourg gar 50’000 Menschen Abschied von einem der ihren. Wenn nach so ewig langer Zeit alle noch lebenden und noch gesunden Wegbegleiter vereint am Grabe stehen, zeugt das nach sehr viel Loyalität, Fairness und Freundschaft.
Sein Name war Jo Siffert und er fiel gestern vor genau 50 Jahren am 24. Oktober 1971 in Brands Hatch einem fürchterlichen Feuerunfall zum Opfer.
Doch um diese unglaubliche Aufmerksamkeit noch nach einem halben Jahrhundert auf seiner Seite zu haben, kommt nicht allein von den sportlichen Erfolgen. Dazu braucht es mehr, sehr viel mehr. Nur ganz wenigen Menschen, auch global gesehen, ist eine derartige Aura bestimmt und die kommt auch nicht von ungefähr. Siffert stammte aus sehr armen Verhältnissen und rackerte sich mühsam nach ganz oben. Leider wurde er auf seinem Höhepunkt aus dem Leben gerissen, doch was er in seinen Jahren mit nichts erreicht hatte, sucht seinesgleichen. Er war Rennfahrer aus Leidenschaft und er wusste genau welche Opfer er dafür bringen musste, daher war er auch all seinen ganz grossen oder auch nur ganz kleinen Förderern zu tiefstem Dank verpflichtet und liess diese in seiner ganzen Karriere nie im Regen stehen.
Er wechselte zum Beispiel nicht zu Ferrari, obwohl er da die F1 und die Sportwagen unter einem Dach gehabt hätte, weil er sich Porsche verpflichtet fühlte, denn die Stuttgarter unterstützten ihn bereits, als er noch nicht ganz oben angekommen war. Zu den ganz kleinen Förderern zählt dann mein Vater, der ihm nach einer Nichtqualifikation in Monaco (früher gab es für alle Qualifizierten ein Startgeld) die Rückreise finanzierte. Nie wurde diese Hilfe vergessen.
Auf den Punkt bringt es der ehemalige Porsche-Rennmechaniker Klaus Bischof: "Es gab nur einen einzigen Fahrer, den wir Mechaniker auf den Schultern zur Siegerehrung getragen haben - dies war Seppi Siffert beim 1000km Rennen am Nürburgring 1969.
Genau da liegt der ganz grosse Unterschied zwischen dem nur sportlich Erfolgreichen und einem sportlich Erfolgreichen mit dem Herzen am richtigen Platz.