Historische Rennwagen mit Baujahr 2013?
02.10.2013
Jetzt hat sich also auch Lister (mit dem Zusammenschluss der Firmen Lister Jaguar, Brian Lister Light Engineering und Lister Storm in den Reigen der Traditionshersteller eingereiht und bekannt gegeben, dass man demnächst beginnen werde, den Lister Knobbly von 1958 als sogenannte “Continuation Series” wieder neu zu bauen.
“Alte” Rennwagen werden also mit heutigen Methoden nach den ursprünglichen Spezifikationen für den historischen Rennsport hergestellt. Genauso kann man schon seit geraumer Zeit auch neue Chevron B16 , Lola T70 oder Ford GT40 und manche andere bestellen und damit an FIA-Rennveranstaltungen teilnehmen.
Diesem Trend kann man durchaus positive Aspekte abgewinnen. So wird im harten Fight auf der Rennstrecke kein historisches Originalfahrzeug geopfert, der Nachwuchs kann vergleichsweise günstig in den Rennsport einsteigen und muss nicht Millionen für ein geschichtsträchtiges Auto investieren. Das Publikum sieht auch an zweitrangigen Veranstaltungen attraktive Fahrzeugfelder und schliesslich sorgt die Neuproduktion auch für eine Verbesserung der Ersatzteilsituation, was wiederum auch den historischen Originalfahrzeugen zugute kommen kann.
Soweit so gut, aber diese Entwicklung ist natürlich kein reiner Segen. Für den Besitzer eines Originalfahrzeugs aus der Zeit kann die “neue” Konkurrenz auf dem Rundkurs schnell zum Problem werden, denn nicht nur hat er es häufig mit einem umfangreich optimierten und materialtechnisch fortschrittlicheren Gegner zu tun, auch werden die Fahrer der günstigeren “Neuwagen” weniger Scheu zeigen, auch einmal hart aufzutreten. Im Prinzip hat der Pilot des echten Klassikers mit Renngeschichte kaum eine Chance, vor allem dann nicht, wenn an seinem Wagen noch die Technologie der Fünfziger- oder Sechzigerjahre in grossem Umfang verbaut ist.
Vielleicht sollte man die Fahrzeuge trennen, in separaten Serien/Rennen fahren lassen? Aber wo soll die Grenze gezogen werden? Wenn ein “Altwagen” mit neu gebauten Teilen (z.B. Rahmen, Aufhängungselementen, Motor, etc.) aufgerüstet oder “restauriert” wird, ist es dann noch ein Originalauto? Was wäre beim alten Fahrzeug erlaubt, um den historischen Status zu behalten? Und wie tritt man dem Risiko entgegen, dass aus Neuwagen durch "Papier-Engineering" plötzlich ein altes Originalfahrzeug wird?
Auf die Motorsport-Behörden (FIA, evtl. FIVA) und die Rennveranstalter kommen hier brisante Fragen zu, die nicht einfach zu beantworten sind.
Was aber meinen Sie, geneigter Leser zu diesen Entwicklungen?