Kölner Karneval – Oder: ein Mercedes im Ferrari-Kostüm
      
    
Ich habe mich noch nicht ganz von dem Schock erholt, dass der Bertone Carabo in Wahrheit eine ganz andere Farbe hat, als ich immer angenommen habe, da schickt sich die böse Realität an, einen weiteren jahrzehntelang als Tatsache abgespeicherten Kindheitsirrtum zu zerstören. Schuld ist die Pressemitteilung anlässlich der neuen Ferrari-Sonderschau im Loh-Museum. Neben all den roten Rennern war dort nämlich ein 250 GT SWB zu sehen, dessen Farbgebung mir erstaunlich bekannt vorkam.
Über die schwarze Karosserie erstreckt sich vom Kühlergrill bis zum hinteren Stossfänger ein breiter schwarz-rot-goldener Streifen, auf den Türen prangt gross die Nummer 8 in einem weissen Kreis – genau wie auf dem Bburago-Bausatz eines Mercedes-Benz 300 SL, den ich als Knirps zusammengestöpselt habe. Natürlich fehlte mir im einstelligen Alter noch die journalistische Skepsis, die historische Korrektheit dieses Dekors zu hinterfragen. Ich habe es einfach hingenommen. Deutsches Auto, deutsche Farben – wird schon stimmen.
      
    
Das hat man nun von seiner Leichtgläubigkeit. Immerhin der Hubraum von drei Litern passt. Danach werden die Gemeinsamkeiten von Vorbild und Modell schon deutlich weniger. Denn so seltsam das teutonische Dekor auf dem italienischen Rennwagen auch anmuten mag, so korrekt ist es zumindest auf ebenjenem kurzen 250 GT mit der Fahrgestellnummer 1807: derart lackiert und nummeriert traten Willy Mairesse und Wolfgang Seidel 1960 bei der Tourist Trophy in Goodwood für die Scuderia Colonia an.
Dort fuhren ihnen die anderen Ferrari-Piloten allerdings ziemlich um die Ohren, allen voran Stirling Moss in der heute deutlich berühmteren Starnummer 7 mit der weissen Banderole um die Nase. Mairesse und Seidel kamen als achte ins Ziel, sechs Runden hinter Moss. Vielleicht wäre mit Wolfgang von Trips als drittem Fahrer ein besseres Resultat möglich gewesen. Doch der vielleicht prominenteste Mitgründer der Scuderia Colonia war zwar für Startnummer 8 gemeldet, fuhr den schwarz-rot-goldenen Ferrari aber nicht.
Eine indirekte Verbindung zum Mercedes-Benz 300 SL gibt es durch ihn allerdings doch. Beim Tourenwagenrennen anlässlich des Grossen Preises von Schweden 1955 fuhr Trips eines der Flügeltüren-Coupés. Das war allerdings nicht schwarz, sondern silbern – und die Scuderia Colonia gab es noch gar nicht.





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