Es war einmal ... die Streuscheibe
      
    
Ist es nicht eine Unverschämtheit, dass Augenkliniken noch immer mehrere Tausend Franken fürs Lasern der Hornhaut verlangen? Auf jeder Autobahn kann man das heute gratis bekommen! Man muss nur warten, bis des nachts ein modernes Vehikel mit LED-Scheinwerfern entgegenkommt.
Okay, kurz zurück zur Ernsthaftigkeit. Matrix-Scheinwerfer, die durch intelligente Verkehrserkennung und Selbstabschaltung die Sichtweite vergrössern, ohne andere Verkehrsteilnehmer zu blenden, sind ja heute der letzte Schrei. Tausende kleine Spiegel und unzählige Stellmotoren im Scheinwerfer geben sich alle Mühe, dass das Licht nur an die richtigen Stellen gelangt. Mit enormem technischem Aufwand wird so versucht ein Problem in den Griff zu bekommen, dass man bereits vor 70 Jahren mit einer simplen geschliffenen Glasscheibe gelöst hatte.
      
    
Die gute alte Streuscheibe lenkte das Scheinwerferlicht des eigenen Autos immer ein Stück nach rechts, damit auf der eigenen Fahrspur so weit wie möglich blicken kann und den Gegenverkehr dabei so wenig wie möglich blendet. Durch das starre Glas – sieht man einmal von der Höhenverstellung für unterschiedliche Beladung ab – gab es nur eine feste Richtung für das Licht. Die zu erwartende Blendung für jeden Verkehrsteilnehmer war somit berechenbar und zuverlässig vorhersehbar.
Klar war die Ausleuchtung der Fahrbahn dadurch nicht immer zu 100 Prozent vollkommen. Aber dann hat man einfach die Geschwindigkeit den Sichtverhältnissen angepasst – und nicht umgekehrt. Der grösste Nachteil der asymmetrischen Streuscheibe war folglich rein ästhetischer Natur. Denn die Scheinwerfer sahen fortan nicht mehr so kunstvoll aus wie bei obigem Paige Model 6-55 von 1918, sondern schielten immer ein bisschen zur Seite.
      
    























