AX in the USA

Paul Krüger
30.04.2024

Citroën AX GT (1992) in New Jersey, USA – © bringatrailer

Seit über 70 Jahren kommen Amerikaner nach Paris. Nun ist es endlich einmal umgekehrt. Vor drei Jahren hat Liebhaber aus den USA doch tatsächlichen einen Citroën AX GT in das Land der unbegrenzten Möglichkeiten geholt. Seither dürfte der rasante Winzling dort für einige ratlose Gesichter gesorgt haben – nicht nur, weil der nur gut 700 kg schwere Knirps mit seinen 75 PS ziemlich gut abgeht, sondern auch weil Citroëns Kleinster aus dem Werk Aulnay-sous-Bois als Neuwagen nie werksseitig in den USA angeboten worden ist.

Trotzdem scheint die Begeisterung für den wilden Winzling im Land der entspannten Strassenkreuzer nie besonders lange anzuhalten. Denn nach bereits einem Halterwechsel Anfang 2024 steht der rote Citroën in New Jersey abermals zum Verkauf. Ein Re-Import in die Heimat dürfte sich sicher nicht lohnen. Bleibt also nur zu hoffen, dass sich in den USA ein Liebhaber findet, der Spass daran hat, den einheimischen Hubraummonstern öfter mal den Ansaugtrakt zu verstopfen.

Tags:Citroën USA Kompaktsportler GT

Kölner Karneval – Oder: ein Mercedes im Ferrari-Kostüm

Paul Krüger
29.04.2024

Ferrari 250 GT Berlinetta SWB (1960), eingesetzt von der Scuderia Colonia bei der Tourist Trophy in Goodwood 1960, in der Loh Collection

Ich habe mich noch nicht ganz von dem Schock erholt, dass der Bertone Carabo in Wahrheit eine ganz andere Farbe hat, als ich immer angenommen habe, da schickt sich die böse Realität an, einen weiteren jahrzehntelang als Tatsache abgespeicherten Kindheitsirrtum zu zerstören. Schuld ist die Pressemitteilung anlässlich der neuen Ferrari-Sonderschau im Loh-Museum. Neben all den roten Rennern war dort nämlich ein 250 GT SWB zu sehen, dessen Farbgebung mir erstaunlich bekannt vorkam.

Über die schwarze Karosserie erstreckt sich vom Kühlergrill bis zum hinteren Stossfänger ein breiter schwarz-rot-goldener Streifen, auf den Türen prangt gross die Nummer 8 in einem weissen Kreis – genau wie auf dem Bburago-Bausatz eines Mercedes-Benz 300 SL, den ich als Knirps zusammengestöpselt habe. Natürlich fehlte mir im einstelligen Alter noch die journalistische Skepsis, die historische Korrektheit dieses Dekors zu hinterfragen. Ich habe es einfach hingenommen. Deutsches Auto, deutsche Farben – wird schon stimmen.

Bausatz eines Mercedes-Benz 300 SL im Stil der Scuderia Colonia

Das hat man nun von seiner Leichtgläubigkeit. Immerhin der Hubraum von drei Litern passt. Danach werden die Gemeinsamkeiten von Vorbild und Modell schon deutlich weniger. Denn so seltsam das teutonische Dekor auf dem italienischen Rennwagen auch anmuten mag, so korrekt ist es zumindest auf ebenjenem kurzen 250 GT mit der Fahrgestellnummer 1807: derart lackiert und nummeriert traten Willy Mairesse und Wolfgang Seidel 1960 bei der Tourist Trophy in Goodwood für die Scuderia Colonia an.

Dort fuhren ihnen die anderen Ferrari-Piloten allerdings ziemlich um die Ohren, allen voran Stirling Moss in der heute deutlich berühmteren Starnummer 7 mit der weissen Banderole um die Nase. Mairesse und Seidel kamen als achte ins Ziel, sechs Runden hinter Moss. Vielleicht wäre mit Wolfgang von Trips als drittem Fahrer ein besseres Resultat möglich gewesen. Doch der vielleicht prominenteste Mitgründer der Scuderia Colonia war zwar für Startnummer 8 gemeldet, fuhr den schwarz-rot-goldenen Ferrari aber nicht.

Eine indirekte Verbindung zum Mercedes-Benz 300 SL gibt es durch ihn allerdings doch. Beim Tourenwagenrennen anlässlich des Grossen Preises von Schweden 1955 fuhr Trips eines der Flügeltüren-Coupés. Das war allerdings nicht schwarz, sondern silbern – und die Scuderia Colonia gab es noch gar nicht.

Tags:Ferrari Mercedes-Benz Motorsport Goodwood

Auch andere Farben an der Retro Classics in Stuttgart

Bruno von Rotz
28.04.2024

Vor zwei Tagen hatten wir es von Rot als häufig anzutreffende Farbe an der Retro Classics Stuttgart in diesem Jahre. Aber natürlich gab es auch deutlich seltenere Lackierungen.

BMW E5 E34 an der Retro Classics Stuttgart (© Bruno von Rotz)

So stiessen wir auf einen BMW M5 aus dem Jahr 1993 in der Sonderlackierung 490 mit Bezeichnung “Lila Metallic”. Es scheint, dass dies der einzige M5 der Baureihe E34 ist, der diese auffällige Lackierung trägt.

Austin A40 Somerset Drophead Coupé 1953 (© Bruno von Rotz)

Heutzutage kaum einfacher zu finden sein dürfte ein Austin A40 Somerset Drophead Coupé in Sonnenblumengelb. Das in Stuttgart gezeigte Cabriolet aus dem Jahr 1953 soll weltweit nur noch 26 Mal existieren und ob dabei ein weiteres gelbes Exemplar ist?

Zwei Ford Model T an der Retro Classics Stuttgart 2024 (© Bruno von Rotz)

Nicht so mit den Farben hatte es Henry Ford. Seine Device war: Ein Ford Model T kann man in jeder Farbe bestellen, solange es sich um Schwarz handle. Nun, an der Retro Classics traten die Ford T-Modelle durchaus farbiger auf …

Und ja, heute ist der letzte Tag der diesjährigen Retro Classics in Stuttgart. Ein Besuch lohnt sich, denn es gibt noch viele andere Autos und andere Farben zu entdecken … Für alle Daheimgebliebenen sind wir natürlich bereits daran, einen umfangreichen Rückblick zur Retro Classics Stuttgart vorzubereiten ...

Tags:Oldtimermesse Retro Classics Farben Lackierung Raritäten Austin BMW Ford

Sechs Zylinder in Reihe - etwas anders

Bruno von Rotz
27.04.2024

Sechs Zylinder in Reihe (NSU Quickly) - Retro Classics Stuttgart 2024 (© Bruno von Rotz)

Wir sind ja grosse Fans von Reihen-Sechszylindermotoren. Als wir aber durch die Retro-Classics-Hallen gepilgert sind, fiel uns nicht ein Auto, sondern ein Motorrad mit sechs Zylindern in Reihe auf. Zu sehen war es auf dem NSU-Club-Stand, zum Thema NSU Quickly.

Ein paar Jungs sind offenbar auf die Idee gekommen, ein Drag-Bike zu bauen, für dessen Vortrieb sechs in Serie geschaltete NSU-Quickly-Zweitakter sorgen sollen. Ganz fertig ist das Teil noch nicht, aber es sieht schon sehr cool aus. Natürlich fragt man sich sofort, ob denn die Motoren gleichzeitig oder gleichmässig versetzt zünden sollen und wie das ganze wohl laufen und tönen wird. Auf YouTube kann man Videos vom Schaffensprozess anschauen, aber das finale, in welchem die Super-Quickly losbraust, das scheint noch zu fehlen …

P.S. Zugegeben, das ist kein Autothema, aber eigentlich ist dieses Unikat trotzdem fast schon einen Besuch an der Retro Classics in Stuttgart wert, welche übrigens noch bis am Sonntag, den 28. April 2024 geöffnet ist.

Tags:Oldtimermesse Retro Classics Motorentechnik Sechszylinder NSU

Hauptsache Rot – von der Retro Classics Stuttgart

Bruno von Rotz
26.04.2024

Gestern eröffnete die Retro Classics in Stuttgart. Wir sind bereits durch die Hallen spaziert und haben uns umgeschaut. Aufgefallen ist uns die grosse Zahl an roten Autos, die auch zum Verkauf stehen. Zufall? Vielleicht, vielleicht auch nicht.

Ferrari 348 TS und Porsche 964 C4 Cabriolet - Retro Classics Stuttgart 2024 (© Bruno von Rotz)

Den Ferrari 348 ts erwartet man natürlich in Rot, edler “Rosso Corsa” genannt. Das nur 22’000 km gelaufene Modell wird für EUR 89’900 angeboten.

Durchaus häufig in Rot geliefert, in Zuffenhausen nannte man es zum Beispiel “Indisch Rot”, wurden die Sportwagen von Porsche. Zur Zeit des 964, der als C4 Cabriolet von 1990 mit Tachostand 145’000 km für EUR 49’900 angeboten wird, war Rot allerdings ziemlich sicher nicht mehr die beliebteste Porsche-Farbe. Aber wohl doch noch ziemlich populär im Vergleich zu heute.

BBMW Z3 1.9 16V - Retro Classics Stuttgart 2024 (© Bruno von Rotz)

Aber auch die Bayern können Rot, zum Beispiel als BMW Z3 1.9-16V von 1998. Mit 79’500 km auf der Uhr kostet das Cabriolet EUR 17.499.

Audi Cabriolet 2.0 1996 - Retro Classics Stuttgart 2024 (© Bruno von Rotz)

Und wenn wir gerade in Bayern sind, da gibt’s ja neben München auch noch Ingolstadt. Und von dort kommt das Audi Cabriolet. In Stuttgart steht eines von 1996 mit dem Zweilitermotor, knapp über 174’000 km auf der Uhr, für EUR 12’200.

Mercedes-Benz 190 SL 1955 - Retro Classics Stuttgart 2024 (© Bruno von Rotz)

Und noch näher von der Retro Classics wurde in Sindelfingen der Mercedes-Benz 190 SL gebaut. 109’000 Euro soll das frühe 1955er Cabriolet kosten.Aber gehen wir doch zurück nach Italien.

Alfa Romeo Montreal 1971 - Retro Classics Stuttgart 2024 (© Bruno von Rotz)

In Mailand wurde der Alfa Romeo Montreal 1971 gebaut, der jetzt mit italienischen Papier und in fahrbarem Zustand als Restaurierungsbasis ür EUR 57’900 einen neuen Besitzer sucht.

Moto Guzzi V5 von 1972 - Retro Classics Stuttgart 2024 (© Bruno von Rotz)

Wer nicht soviel Kleingeld hat und auch mit zwei Rädern aus Italien zufrieden ist, der solle sich vielleicht die Moto Guzzi V50 von 1972 anschauen. EUR 8000 möchte der Verkäufer für die gerade aus dem Winterschlaf geholte Maschine haben.

Toyota Land Cruiser BJ40 von 1983 - Retro Classics Stuttgart 2024 (© Bruno von Rotz)

Von etwas weiter her stammt der Toyota Land Cruiser BJ40 als Cabriolet von 1983. Der Diesel-Geländewagen soll restauriert für EUR 26’500 die Hand wechseln.

Ronart von 1980 - Retro Classics Stuttgart 2024 (© Bruno von Rotz)

Und wem die Auswahl bisher noch nicht gross genug war, der kann auch zu einem Exoten greifen, etwa dem Ronart W152 von 1980, der sich fast ein wenig zwischen einem Porsche und einem Mercedes-Benz versteckt, obwohl er mit 250 PS vermutlich den grössten Fahrspass der drei Autos vermitteln kann. Der will aber auch mit EUR 75’000 honoriert werden.

Natürlich gibt es noch deutlich mehr Autos, auch in anderen schönen Farben, zu kaufen in Stuttgart, wir haben uns ja nur auf eine Auswahl aus den zahlreichen roten Fahrzeuge konzentriert. Die Retro Classics ist noch bis am 28. April 2024 offen. Wenn man eines der hier gezeigten oder auch andere Autos kaufen möchte, muss man sich allerdings eventuell sputen, denn sonst stösst man dann auf einen Schriftzug wie diesen:

Verkauft - Retro Classics Stuttgart 2024 (© Bruno von Rotz)

Tags:Oldtimermesse Retro Classics Fahrzeugmarkt Ferrari Porsche Mercedes-Benz Audi BMW Ronart Toyota Alfa Romeo

Auf Nebenstrassen durch die Automobilgeschichte (3): Sind Chauffeure Hauspersonal oder angestellte Mechaniker?

Gerhard Schütz
25.04.2024

Es ist doch so: Die schönsten, interessantesten und manchmal auch schrägsten Entdeckungen macht man immer auf Nebenstrassen. Das gilt auch für die Nebenstrassen der Automobil-Geschichte. Diese Serie bringt Überraschendes aus früheren Zeiten zu Technik, Design und Leben mit dem Auto.

Chaffeur sitzt hinten (Archiv Gehard Schütz)

Einem französischem Zeitungsbericht war im Jahr 1911 zu entnehmen:

"Wir stellen unseren Leser folgende Fragen:

Wie wählt man seinen Chauffeur? Ist es besser, wenn er eine professionelle Ausbildung als Mechaniker hat, oder wenn er einfach ein geschickter Mann mit einer mechanischen Begabung ist? Oder ist ein Hausangestellter vorzuziehen, der ans Haus gewöhnt ist, intelligent, aber nicht fähig, eine grössere Reparatur durchzuführen?
Ist es besser, wenn er verheiratet oder ledig ist?
Wenn ein Mechaniker Kost und Logis hat, was kann er dann für eine Gage beanspruchen?
Hat er Anrecht auf Geschenke oder eine Gratifikation, und wenn ja, zu welchen Bedingungen?
Es ist üblich, seinen Mechaniker einzukleiden. Welche Kleidung schuldet man ihm? Man schuldet ihm beispielsweise Handschuhe, aber auch die Schuhe?
Wenn der Mechaniker auf Reisen nicht Kost und Logis hat, was schuldet man ihm dann?
Kann man auf Reisen verlangen, dass der Mechaniker den Wagen jeden Tag wäscht, wenn der Tag nicht zu hart war, wenn man frühzeitig ankommt und der Mechaniker sich ausruhen kann?
Welchen Platz weisen Sie ihm auf Reisen zu, wenn der Mechaniker nicht fährt?
Soll der Mechaniker Pneus, Treibstoff etc. selber einkaufen? Wenn ja, welche Kontrolle hat der Patron?
Ist es üblich, dass der Mechaniker einen Teil der Wiederverkaufseinnahmen für gebrauchte Pneus, alte Accessoires etc. für sich behalten kann?
Wenn ein Mechaniker nachts spät heimkommt, zum Beispiel um ein Uhr, wann darf man verlangen, dass er, den Wagen in Bereitschaft, wieder fährt?
Wenn man den Mechaniker nicht mehr braucht, gesteht die Rechtssprechung ihm acht Tage Salär zu. Aber wie ist das mit der Kleidung, gehört die ihm?

Der Millionär als Chauffeur (Archiv Gerhard Schütz)

Die Antwort eines Lesers lautete:

Einen professionellen Mechaniker zu wählen, ist absolut unnötig, ja sogar schädlich. Unnötig, weil ein Professioneller ein Fabrikarbeiter ist, der sich kaum der korrekten Diensthaltung eines jeden guten Bediensteten unterziehen wird, und der Chauffeur ist ein Bediensteter, nicht mehr, nicht weniger.
Ein Professioneller wird immer seine Gewohnheiten beibehalten: Nachlässige Kleidung, sich gehen lassen, unkorrekte Haltung auf dem Sitz während Wartezeiten, grobe Sprache etc. Schädlich ist dies besonders, weil es das übrige Personal negativ beeinflussen kann, und schlechte Gewohnheiten verbreiten sich schneller als gute.
Der Kutscher oder der Kammerdiener, den man zum Chauffeur macht, hat meines Erachtens kein Anrecht auf ein zusätzliches Gehalt. Als Kutscher reinigte er die Pferdehufen, als Kammerdiener putzte er das Silber und wichste das Parkett; warum sollte man zusätzlich bezahlen, dass er die Reifen aufpumpt oder Treibstoff einfüllt?
Bei Kost und Logis verdient der Chauffeur höchstens 100 Francs im Monat, und das ist ein hohes Maximum. Ein guter Kutscher verdiente so viel. Worin sollte ein Chauffeur einem Kutscher überlegen sein? Ist es nicht sogar schwieriger und delikater, ein Pferd zu pflegen, zu führen und zu dressieren, als eine Anlass- Kurbel zu drehen, Benzin einzufüllen, Gänge zu wechseln, die Kupplung zu fetten oder ein Ventil einzustellen?
Geschenke oder Gratifikationen? Gratifikationen sicher nicht. Geschenke- ja, weil das so üblich geworden ist, auch wenn Ihnen der Bedienstete für das Neujahrsgeschenk kaum danken wird, weil er dies gemäss seiner Mentalität als Selbstverständlichkeit betrachtet.
Auf Reisen: Wenn Kost und Logis nicht dabei sind, genügt es, dem Chauffeur ungefähr 7 Francs pro Tag zu geben. Und wenn ihm das nicht genügt, kann man ihn rauswerfen oder ihn an die Zeiten erinnern, als er auf seinem Bauernhof 50 Centimes pro Tag verdiente, Steine klopfte oder totes Holz einsammelte und am Abend Specksuppe und ein Glas klares Wasser bekam, bevor er sich dann in einem Dachzimmer zur Ruhe legte, das weniger komfortabel als ein Hotelzimmer war.
Autowaschen: Das kann man, wenigstens an nicht besonders anstrengenden Tagen, verlangen, zumal es dem Auto gut tut und dem Chauffeur auch, der dann nicht im erst besten Bistrot trinken geht.
Wenn er nicht fährt, setze ich meinen Chauffeur auf den Platz, wo er mich am wenigsten stört. Das ist mein einziges Kriterium.
Pneus und Benzin kaufe ich immer selber, da ich damit viel Geld spare.
Gebrauchte Pneus etc.: Ich weiss, dass gewisse Patrons das so halten. Aber es ist ein Fehler, der nur zu unsorgfältigem Fahren verführt. Bekamen etwa Kutscher die Verkaufseinnahmen von gebrauchtem Sattelzeug? Eben.
Wenn man das eine oder andere durch den Chauffeur besorgen lässt, dann nur gegen datierte und unterschriebene Rechnungen. Sonst ist eine Kontrolle unmöglich.
Wenn man um ein Uhr Nachts zurückgekommen ist, kann man den Wagen problemlos um neun Uhr morgen verlangen. Der Mechaniker wird etwas früher aufstehen oder etwas weniger schlafen - das ist alles.
Bei der Entlassung: Die Kleidung ist Eigentum des Wagenbesitzers. Das sollte nicht einmal diskutiert werden.
Der Besitzer gibt dem Chauffeur die Livrée und bestimmt deren Schnitt und Farbe selber. Was die Schuhe angeht: Man gibt sie ihm nur dann, wenn die Seinen zu lächerlich sind. Er soll sie aber nur zum Fahren tragen.Ich rate aus Erfahrung, die Uniform so zu gestalten, dass sie dem Chauffeur nicht gefällt. So trägt er sie nur während der Arbeit, was die Abnützung verringert.
Zum Schluss halte ich fest, dass man im Allgemeinen den Chauffeuren zu viel durchlässt. Er ist ein simpler Hausangestellter, aber in den Anfängen des Autos hat man sie zu sehr als technische Magier betrachtet und damit verzogen. Es gibt genug Individuen unter den Chauffeuren, die nonchalant auf dem Trittbrett stehen, wie wenn ihnen der Wagen gehörte, und eine Zigarette rauchen - wenn es nicht die des Patron sind.
Kurz: Man sollte sich nicht zu sehr um sie kümmern, sie spielen sich dann auch weniger auf."

Chaffeur De Dion (Archiv Gerhard Schütz)

Das waren noch Zeiten. Zwischen den Zeilen wird klar, dass die Chauffeure einen eigenen Berufsstolz zu entwickeln begannen, was den Patrons offensichtlich gar nicht passte.

Der Chauffeur wechselt das Rad (Archiv Gerhard Schütz)

Tags:Nebenstrassen der Automobilgeschichte Nostalgie Chauffeur De Dion

Wir gratulieren Karl Ludvigsen zum 90. Geburtstag!

Bruno von Rotz (Fotos: Archiv Ludvigsen, Jens Torner/Porsche)
24.04.2024

Ludvigsen liebt klassische Automobile

Heute, vor genau 90 Jahren, kam Karl Luvigsen zur Welt. Dies war also im Jahr 1934 und es wird sofort klar, dass Karl einen wesentlichen Teil der Geschichte des Automobils selber miterlebt hat. Nicht nur als Beobachter und vielleicht Besitzer von Automobilen, auch als Teil der Autoindustrie, denn er war unter anderem bei General Motors, Ford und Fiat in unterschiedlichen Rollen angestellt.

Ludvigsen am Lenkrad des Scarab Chevy in Riverside

Er ist also ein Insider und gleichzeitig ein unglaublich fleissiger Historiker und Berichterstatter. Alleine auf unserem eigenen Kanal gibt es schon über zwei Dutzend Berichte von Karl Ludvigsen, aber er schrieb und schreibt für eine Vielzahl anderer Automagazine und Portale. Der Rennsport ist ihm dabei genauso wichtig, wie die Technik und das Design interessanter Automobile sowie die Menschen dahinter. Dies macht seine Artikel so vielfältig, farbig und erhellend.

Vor allem aber ist dieser Auto-Enthusiast uns allen ein gutes Vorbild, denn wenn wir dann mit 90 Jahren noch so aktiv und scharfsinnig sind, wie es Karl Ludvigsen ständig aufs Neue beweist, dann können wir uns glücklich schätzen.

In diesem Sinne wünschen wir Karl Ludvigsen alles Gute zum Geburtstag und wir freuen uns auf viele weitere Jahr im Rahmen der fruchtbaren Zusammenarbeit mit ihm.

P.S. Wer noch Ferienlektüre sucht und ein kleines handliches Büchlein mitnehmen möchte, der sei auf seine Porträts interessanter Auto-Menschen verwiesen, die er vor einigen Jahren in deutscher Sprache veröffentlichte.

Tags:Geburtstag Autor Historiker Insider General Motors Ford Fiat

Ist der Buckel-Volvo wirklich so anstössig?

Bruno von Rotz
23.04.2024

Bereits vor einiger Zeit hatte uns Google ermahnt, dass einer unserer Inhalte, damals handelte es sich um einen Volvo 164, sittenwidrig sei.

Nun erhielten wir gleich zwei Warnungen mit dem Vermerk “Nur für Erwachsene: Sexuell anstössige Inhalte” und zwar für zwei Fahrzeugmarktinserate, die jeweils einen Volvo PV 544 zeigten, zum Beispiel hier oder hier .

Wir können weder an den Bildern noch an den Texten dazu etwas entdecken, was anstössig auf uns wirkt. Aber vielleicht sind wir auch einfach nicht künstlich intelligent genug? Nachdem es letztes Mal um einen Volvo 164 gegangen war und dieses Mal um einen Volvo PV 544, vermuten wir, dass das “Problem” eher mit dem Markennamen als mit der Typenbezeichnung zu tun hat.

Nun, wir lassen die Inhalte nach solchen Google-Warnungen jeweils neu überprüfen. Sobald ein natürlich intelligenter Mensch darüber schaut, verschwindet dann die Warnung wieder …

Tags:Fahrzeugverkauf künstliche Intelligenz Sitten Anstand Volvo

Es war einmal … das Notrad

Bruno von Rotz
22.04.2024

Ein normalgrosse Reserverad, das jenen entsprach, die an den beiden Achsen montiert war, war bis in die Achtzigerjahre fast der Normalfall. Aber bereits in den Siebzigerjahren begannen Autohersteller, den Autos anstelle des grossen und schweren Reserverads schmälere Noträder (im englischen Sprachgebrauch “Space Saver”) mitzugeben. Die Vorteile waren klar: Das kleinere Rad war leichter und es benötigte weniger Platz im Gepäck- oder Motorraum. Zudem war die Wahrscheinlichkeit eines Reifenschadens über die Jahrzehnte stetig gesunken, weshalb viele Reserveräder sowieso über Jahre ungebraucht an ihrem Platz blieben.

Natürlich hatten die Noträder, wenn sie denn eingesetzt werden mussten, auch Nachteile. So waren die Reifen meist schmäler und boten weniger Traktion, sie bremsten schlechter und bei manchen Autos funktionierten auch die elektronischen Helfer nicht korrekt. Auch optisch verschönerten sie das Auto nicht, im Gegenteil. Zudem war meist die Höchstgeschwindigkeit limtiert und es gab oft Probleme, wenn das grössere Normalrad anstelle des Notrads in den vollen Kofferraum musste und keinen Platz mehr fand. Weil die Noträder günstiger herzustellen waren, wurden sie (bei den Herstellern) trotzdem populär. Auch der erste Seat Ibiza verfügte über ein Notrad, das im Motorraum gelagert wurde (und auf dem Foto oben zu sehen ist).

Heute werden allerdings kaum mehr Autos mit Noträdern ausgerüstet, anstelle von ihnen kamen kleine Kompressoren in Kombination mit einer Flüssigkeit, welche Löcher im Reifen versiegeln sollte. Dies mag bei kleinen Reifenschäden funktionieren, in gröberen Fällen hilft dann aber nur noch ein Anruf an ADAC, TCS und Co, respektive den Pannendienst des Autoherstellers.

In der Vergangenheit nutzte man das "normale" Reserverad übrigens nicht nur für Notfälle, sondern auch auch als vollwertiges Nutzrad. Man sparte sich so eine Felge und kam mit vier Sommer- und vier Winterrädern aus. Jeweils eines der unbenutzten Räder übernahm dann die Rolle des Reserverads. Aber ja, das ist schon lange her …

Tags:Notrad Space Saver Reserverad Es war einmal Seat

Es war einmal ... die Streuscheibe

Paul Krüger
21.04.2024

Paige Model 6-55 Essex Tourer (1918) – Scheinwerfer mit Streuscheibe

Ist es nicht eine Unverschämtheit, dass Augenkliniken noch immer mehrere Tausend Franken fürs Lasern der Hornhaut verlangen? Auf jeder Autobahn kann man das heute gratis bekommen! Man muss nur warten, bis des nachts ein modernes Vehikel mit LED-Scheinwerfern entgegenkommt.

Okay, kurz zurück zur Ernsthaftigkeit. Matrix-Scheinwerfer, die durch intelligente Verkehrserkennung und Selbstabschaltung die Sichtweite vergrössern, ohne andere Verkehrsteilnehmer zu blenden, sind ja heute der letzte Schrei. Tausende kleine Spiegel und unzählige Stellmotoren im Scheinwerfer geben sich alle Mühe, dass das Licht nur an die richtigen Stellen gelangt. Mit enormem technischem Aufwand wird so versucht ein Problem in den Griff zu bekommen, dass man bereits vor 70 Jahren mit einer simplen geschliffenen Glasscheibe gelöst hatte.

Scheinwerfer verschiedener Arten mit Streuscheiben für Nebel und Fernlicht

Die gute alte Streuscheibe lenkte das Scheinwerferlicht des eigenen Autos immer ein Stück nach rechts, damit auf der eigenen Fahrspur so weit wie möglich blicken kann und den Gegenverkehr dabei so wenig wie möglich blendet. Durch das starre Glas – sieht man einmal von der Höhenverstellung für unterschiedliche Beladung ab – gab es nur eine feste Richtung für das Licht. Die zu erwartende Blendung für jeden Verkehrsteilnehmer war somit berechenbar und zuverlässig vorhersehbar.

Klar war die Ausleuchtung der Fahrbahn dadurch nicht immer zu 100 Prozent vollkommen. Aber dann hat man einfach die Geschwindigkeit den Sichtverhältnissen angepasst – und nicht umgekehrt. Der grösste Nachteil der asymmetrischen Streuscheibe war folglich rein ästhetischer Natur. Denn die Scheinwerfer sahen fortan nicht mehr so kunstvoll aus wie bei obigem Paige Model 6-55 von 1918, sondern schielten immer ein bisschen zur Seite.

Scheinwerfer eines VW Käfer

Tags:Innovationen/Entwicklungen Es war einmal Paige Scheinwerfer

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