Es trifft zu, dass der TVR 2500 M jener Siebzigerjahre-Sportwagen aus Blackpool ist, der in der grössten Anzahl hergestellt wurde, nämlich insgesamt 947 Stück. Die meisten dieser Coupés wurden in die USA exportiert, weil man damit den kalifornischen Abgas-Bestimmungen entsprechen konnte, denn der Triumph TR250, der ja den Motor für den TVR 2500 M lieferte, war in den Vereinigten Staaten bereits im Verkehr.
Aufmerksame Zwischengas-Leser wurden schon einige Male über den TVR 2500 M informiert. Entsprechend gross ist vielleicht das Interesse, wieviele dieser Autos sich denn noch in unseren Breitengraden aufhalten.
Ich selber sah im Jahr 1974 zum ersten ersten Mal einen TVR in der Katalog-Ausgabe von «Sport-Auto 12/1974», es handelte sich um den 3000M. Diese Marke liess mit danach nicht mehr los. Der Zufall wollte es, dass ich anlässlich eines Kurzaufenthalt im Frühjahr 1976 in London in der Finchley Road auf einen TVR-Dealer (Caterham Car Sales) stiess. Dort stand ich dann zum erst Male vor einem gelben 3000M. Nach der Frage nach dem Verkaufspreis ging ich dann wieder «rechnend» zurück in die Schweiz. Kurz darauf kehrte ich nach London zurück, mit dem Begehren, das Auto zu kaufen. Leider war dieser «gelbe» 3000M bereits weg – aber es standen andere da, eben auch ein 2500M (aus erster Serie mit Baujahr 1972), den ich sofort kaufte.
Ende 1977 zerlegte ich den TVR in alle Einzelteile, einzig der Anlasser, weil ich die Schrauben nicht lösen konnte und der Scheibenwischer, der mich wenig interessierte, blieben in einem Stück. Es war genau der richtige Zeitpunkt, denn der Rost am Gitterrohrrahmen und an anderen Teilen aus Stahl war bereits so weit fortgeschritten, dass sich die Korrosion noch leicht entfernen liess. Der Gitterrohrrahmen wurde sandgestrahlt und spritzverzinkt, danach mit entsprechender Vorbehandlung und Spezialfarbe weiss gestrichen. Alle anderen Stahlteile wurden ebenfalls sandgestrahlt, galvanisch kadmiert und mit Klarlack versehen. Wo es möglich war, wurden Achsen, Bolzen und anders durch rostfreies Material ersetzt.
Der Motor erhielt eine komplette Überarbeitung, die Verdichtung wurde auf 10.5:1 angehoben. Mit drei Weber 40 DEOC Vergaser und mit einer neuen Auspuffanlage lief der Reihensechszylinder deutlich besser und man hörte es auch. Ebenfalls wurde die gesamte Elektrik neu aufgebaut.
Auch bald 50 Jahre später ist immer noch alles fast wie neu, Verdrecktes kann ohne grossen Aufwand gereinigt werden. Wie aus diversen Berichten hervor geht, wurde dem TVR 2500M damals ein hoher Benzinverbrauch (bis 21.9l/100km) attestiert. Nach den 1977 bis 1979 getroffenen Massnahmen fällt es ziemlich schwer, einen Verbrauch über 10 Liter pro 100 km zu erreichen. Im Mittel beträgt der Verbrauch über eine grössere Anzahl Tankvorgänge hinweg zwischen 7 bis 8 Liter pro 100 km. Über die Leistung, im Fahrzeugausweis mit 105 kW angegeben, kann ich keine genauere Auskunft geben, nur das es nicht möglich ist, die maximale Drehzahl feststellen zu können, aber 6000 U/min lassen sich spielend im 4. Gang erreichen (die Kolbengeschwindigkeit mit 19m/s stösst dann an ihre Grenze), was früher praktisch nicht möglich war. Vergleiche zeigen, dass mein 2500M mühelos mit einem 3000M oder auch TR6 Injection mithalten kann.
Nach einem längeren Auslandsaufenthalt und nach fast 17 Jahren Stillstand, war es mit vergleichsweise geringem Aufwand (CHF <3000.00 inkl. MFK) möglich, den Wagen wieder zurück auf die Strasse zu bringen. Jubel! Endlich wieder Ausflüge machen, unter anderem den Sustenpass befahren, leider viel zu viel Verkehr und kürzlich die Gurnigel-Strecke, diesmal praktisch alleine und dementsprechend auch etwas rassiger. Es machte einfach nur Spass!
Gravierende Pannen gab es nach der Restaurierung eigentlich keine mehr.
Natürlich stellt der Unterhalt wie Inspektion- Wartung- und allenfalls Instandsetzung an einem solchen Auto ganz andere Anforderungen, als man es sich bei einem heutigen Auto gewohnt ist. So empfiehlt es sich zum Beispiel, nach zwei, drei grösseren Ausflügen eine allgemeine Inspektion der gesamten Technik durchzuführen. Dabei werden auch alle Schrauben nachgezogen, allfällige Problemstellen genauer untersucht und allenfalls für Ersatz gesorgt. Es lohnt sich zwischendurch einmal einen halben Tag dazu zu investieren, denn damit lassen sich mögliche Probleme frühzeitig erkennen und beseitigen, bevor es zur «Panne» kommt.
Massgeblich vereinfacht wird dies alles mittels guter Kenntnisse zum Auto und Verständnis der Automobiltechnik im Allgemeinen. Hilfreich ist auch eine gut ausgerüstete Garage (Homebase). Ich könnte mir nicht vorstellen, gänzlich von Garagisten abhängig zu sein, zumal diejenigen, die sich mit solchen Autos richtig gut auskennen, doch ziemlich rar sind.
Trotzdem hatte ich das grosse Glück, nach dem Rückkehr aus dem Ausland am neuen Wohnort einen Spezialisten zu finden, der mir bei der Wiedererweckung helfen konnte. Es war die die Touring-Garage in Gamsen. Das Auto wurde zur Werkstatt zu transportiert, eine gründliche Wartung/Instandsetzung (Bremsen) vorgenommen und die MFK erfolgreich bestanden.
Die Anfänge meiner Beziehung mit dem TVR 2500M waren nicht ganz einfach. Undichter Kühler unmittelbar nach dem Kauf bei der Heimfahrt (Sonntag), bei einer längeren Talfahrt ein leeres Kühlsystem, was auf eine defekte Zylinderkopfdichtung hindeutete. Da die Wassertemperatur auch danach immer wieder ein Problem darstellte, musste das Gesamte näher betrachtet werden, der Einbau eines Öltemperatur-Messgeräts half weiter. Siehe da, in Kürze wurden 70 – 80 Grad Öltemperatur erreicht, nach wenigen Kilometern auf der Autobahn waren waren sehr schnell 120 bis 130 Grad erreicht. Der Einbau eines Ölkühlers löste dieses Problem.
Mit der Leistung war ich ja beim Kauf soweit zufrieden und so nahm ich auch den Verbrauch einfach zur Kenntnis. Bei einer Fahrt durch eine Galerie war ein fürchterliches Zischen im Auspuff zu vernehmen, was darauf hindeutete, dass der Auspuff einen viel zu kleinen Querschnitt besass. Sehr überraschend war unteranderem auch der plötzliche Ausfall der gesamten Elektrik am Gotthard auf der alten Strasse bei Nebel, Regen, Dunkelheit und starkem Verkehr. Lediglich die Warnblinker und der Heizlüfter liefen noch, sonst war alles dunkel. Also Motorhaube öffnen und wieder schliessen, wonach gesucht werden sollte, war nicht klar. Und plötzlich lief alles wieder wie normal und die Weiterfahrt war möglich. Dieser Vorfall wiederholte sich zwei weitere Male, immer dasselbe. Der Fehler konnte auch bei der Zerlegung nicht gefunden werden.
Anlässlich der Teilnahme am TVR-Continental-Meeting in Zolder 1980, notabene nach der grossen Restaurierung in den Jahren 1977 bis 1979, stoppte eine defekte Zylinderkopfdichtung die fröhlichen Runden auf der Ring, dies am späteren Samstagnachmittag. Bei Suche nach einer Ersatzdichtung teilte mir der Händler, den wir glücklicherweise finden konnten, mit, dass ich eine falsche eingebaut hätte und gab mir die korrekte Dichtung. Der Wechsel erfolgte am Sonntag auf dem Hotel-Parkplatz und danach konnte ich die Heimfahrt in die Schweiz in Angriff nehmen.
An einem Freitagabend im Jahr 2004 hatte ich mich mit einem Freund verabredet. Als ich in Visp bei einer Ampel auf Grün wartete, fuhr mir ein ein Auto mit voller Wucht ins Heck und schob mich in den vorderen Wagen. Ein neues Heckteil sowie eine neue Motorhaube konnte ich in England (Davis Gerald) problemlos beschaffen. Glücklicherweise hatte die neue Motorhaube auch die Lufteinlässe, aber der Lufteinlass unten war nicht mehr derselbe, sondern wie bei nachfolgenden Modellen.
Obwohl nach dem Kauf des TVRs 1976 ein paar Jahre später der offene TVR 3000S auf den Markt kam, hat es mich nie dazu bewogen, mich vom TVR 2500M zu trennen. Er ist einfach die «Fahrmaschine» für mich und ich hoffe, dass es so noch lange bleiben wird.