Auf Nebenstrassen durch die Automobilgeschichte (1): Panhard-Maserati
Es ist doch so: Die schönsten, interessantesten und manchmal auch schrägsten Entdeckungen macht man immer auf Nebenstrassen. Das gilt auch für die Nebenstrassen der Automobil-Geschichte. Diese Serie soll Überraschendes aus früheren Zeiten zu Technik, Design und Leben mit dem Auto zusammentragen.
Auf den ersten Blick wirkt er ganz harmlos: Ein Panhard 24, aber was hat es mit den seitlichen Kiemen auf sich?
      
    
Panhard, eine der ältesten Automarken der Welt, war 1965 unter das Dach von Citroën gekommen, bevor sie dann 1967 ganz verschwand. Diese Verbindung war offensichtlich ein Booster für die schon bisher nicht um Ideen verlegene Entwicklungsabteilung von Citroën, wie das hier beschriebene Projekt zeigt.
Eine exotische Verbindung: Panhard mit Maserati-Motor
    
Die Kreuzung einer Pferdestute mit einem Eselhengst ergibt ein Maultier. Die Kreuzung eines Pferdehengsts mit einer Eselstute ergibt einen Maulesel. Was ergibt die Kreuzung eines Panhard mit einem Maserati(motor)? Einen Panerati oder einen Mashard? Lassen wir dies mal offen.
Was nach einem schlechten Stammtischscherz klingt, wurde aber tatsächlich gebaut, 1970, in der Entwicklungsabteilung von Citroën. Wichtigstes Entwicklungsthema war die Auswirkung starker Motoren auf den Frontantrieb. Dazu wurde eine weitgehend originale Karosserie eines Panhard 24 auf ein neu entwickeltes Plattform-Chassis von der Art des 2 CV gesetzt.
Aus dem Citroën-SM-Regal kamen der Maserati-V6-Motor, (240 PS, 4 obenliegende Nockenwellen, 3 Weber-Doppelvergaser) und die hydraulische Aufhängung wie auch die adaptive Servo-Lenkung.
Der verantwortliche Konstrukteur Jacques Né schrieb zu dem Projekt: 
"Ich habe immer gesagt, dass es absurd ist, bei einem wassergekühlten Auto von Aerodynamik zu sprechen. Man presst eine Menge Kühlluft in den Motorraum,  aber foutiert sich darum, wie sie wieder herauskommt. Deshalb sah ich zwei seitliche Kühler vor, jeder mit einer eigenen Luftzuführung von oben durch die Motorhaube, und die Abluft entweicht geführt seitlich hinter den Vorderrädern. Diese Lösung senkt den Luftwiderstand, deutlich mehr als die Spoiler und Flügelchen, die gerade in Mode sind. Der Wagen hatte nie Überhitzungsprobleme, selbst im Sommer im Stau nicht."
      
    
Das Antriebspaket war kompakt. Seitlich am Motor zu sehen sind zwei Luftführungsbleche für die Seitenkühler. Der linke ist samt Ventilator sichtbar.
      
    
Das Plattformchassis war von einer bestechenden Rationalität, alles hatte seinen logischen Platz. Die ganze Hydraulik fand dank der seitlichen Kühler vor dem Motor Platz, und darüber sogar noch das Ersatzrad. Davor lagen  Ölkühler und Batterie.
Der 110 Liter Tank (der Maserati-Motor war nicht gerade ein Kostverächter) fand Platz zwischen den Hinterrädern.
      
    
Der Radstand betrug 2,6 Meter.
Das Interieur zeigte zwei Innovationen: Die Anzeigen und Bedienungselemente waren in eine Kontroll- Einheit integriert, die sich mit der verstellbaren Lenksäule bewegte. Die Kopfstützen mündeten in eine Art Überrollbügel, der in Längsrichtung in Schienen am Dach lief. So entstand eine vertikale Verbindung zwischen Boden und Dach, die im Falle eines Überschlags zusätzlich zur Stabilität und damit zur passiven Sicherheit beitrug.
      
    
Mit diesem Wagen wurde an weiteren typischen Citroën-Themen experimentiert wie der Zentrierung der Massen, der Flexibilität der Aufhängung, dem Rollverhalten um die Längsachse, der dynamischen Radlast- Veränderung und der Lage des Chassis. 
Selbst das Interieur-Design wurde neu gedacht.
Kleiner Nachtrag
    
Wir wagen nicht dran zu denken, was herauskäme, wenn man einen Maserati mit einem luftgekühlten Panhard-Zwei-Zylinder-Motor kreuzen würde...




















