Der doppelte Agnelli
      
    
Vor 60 bis 70 Jahren war es durchaus noch gängige Praxis, einen Karosserieentwurf auf Fahrgestelle verschiedener Hersteller zu setzen. Bekanntestes Beispiel hierfür dürfte der "Supersonic" von Ghia sein, den es als Fiat, Jaguar und Aston Martin gegeben hat. Aber auch unter Grossserienmodellen gab es zweieiige Zwillinge wie den Lancia Flaminia und den Peugeot 404, die beide vom selben Pininfarina-Entwurf abstammen. Ein weniger bekannter Fall sorgte auf der diesjährigen Techno Classica bei manchem Betrachter für Verwirrung, die wir hier gerne aufklären.
Ende 1959 liess der spätere Fiat-Präsident Gianni Agnelli seinen nagelneuen Ferrari 400 Superamerica mit der Fahrgestellnummer 1517 bei Pininfarina neu einkleiden – wunschgemäss so, dass er nicht mehr nach einem Ferrari aussah. Mit Panoramascheibe, Doppelscheinwerfern und einem annähernd quadratischen Kühlergrill lag das Resultat irgendwo zwischen einem Facel Vega und dem späteren Volvo 164, womit der Auftrag als erfüllt gelten dürfte. Noch vor dem Serienmodell wurde die silberfarbene Spezialanfertigung auf dem Turiner Salon 1959 gezeigt.
      
    
Keine zwei Jahre später liess Agnelli die Linien seines Nicht-Ferrari auf einen Maserati 5000 GT übertragen. Wohlgemerkt nur den Entwurf und nicht die tatsächliche Karosserie, denn so ähnlich sich die beiden silbergrauen Coupés auch sahen, unterschieden sie sich doch in einigen Details voneinander. So trug der Ferrari eine Lufthutze auf der Motorhaube, einen zweigeteilten vorderen Stossfänger und kleine Lufteinlässe an den Kotflügelecken. Der Maserati hatte dafür eine Zierleiste zwischen den Radläufen und seitliche Blinker vor den Vorderrädern – sowie einen 18 Zentimeter längeren Radstand.
Allerdings lag zwischen diesen beiden im direkten Vergleich doch recht gut zu unterscheidenden Varianten noch ein Zwischenschritt, der im März 1960 auf dem Genfer Salon ausgestellt war. Auf Agnellis Wunsch waren das sich aufbäumende Pferd sowie die seitlichen Luftschlitze an der Front seines Ferraris entfernt und die beiden halben Stossfänger durch ein durchgehendes Teil ersetzt worden. Auf der Karosserieflanke liefen nun ein blauer und ein grüner Zierstreifen von einem Blinker hinter dem Vorderrad zum hinteren Radlauf. Wenigstens die Hutze auf der Motorhaube durfte bleiben.
      
    
Sie ist heute die vielleicht grösste Abweichung der beiden silbernen Zwillinge, denn beide Autos existieren noch. Merken muss man sich das aber nicht. Immerhin trägt der Ferrari heute zur eindeutigen Unterscheidung wieder ein Markenemblem über dem Kühlergrill.

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