Die Eigenheiten der Porsche Sportomatic
Im Jahr 1967 führte Porsche für den 911 (und später den 912) das “selektiv-automatische” Getriebe “Sportomatic" ein. Der Verkaufsprospekt verhiess:
“Mit der ‘Sportomatic’ kann der Fahrer nach wie vor schalten, wann er will und wie er es gewohnt ist. Aber er muß nicht schalten. Vor allem nicht in den Situationen, wo er gezwungen ist, im Verkehrsstrom mitzuschwimmen und das Schalten einen Gewinn bringt, sondern auf die Dauer zur Belastung wird.
Das Kupplungspedal entfällt, denn der hydraulische Drehmomentwandler übernimmt die Funktion der Anfahrkupplung, wandelt stufenlos die vom Motor abgegebene Leistung und paßt sie automatisch der jeweiligen Fahrsituation an. Die zum Wechseln der Fahrstufen erforderliche Schaltkupplung arbeitet automatisch, sobald der Fahrer den Schaltvorgang einleitet.”
Und weil man dem Fahrer die Eigenheiten und Charakteristiken näher bringen wollte, druckte man eine fast 40-seitige Bedienungsanleitung dazu, die allerdings auch die Wartungshinweise und eine umfassende Funktionsbeschreibung beinhaltete.
Als Neuling staunt man ja erst einmal, wenn man auf das Schaltschema schaut. P für Parken, R für Rückwärts, L für Low (eigentlich der erste Gang), D für Drive (aber eigentlich den zweiten Gang), D3 (dritter Gang) und D4 (vierter Gang). Alles übersichtlich in einem H mit Zusatzgasse untergebracht.
Tatsächlich wurde empfohlen, normalerweise im zweiten Gang (D) anzufahren und diesen Gang in der Stadt auch nicht zu verlassen. Anfahren war auch in D3 und D4 möglich, die Beschleunigung aber war dann natürlich alles andere als sportwagenmässig. Anfahren im "L", also im ersten Gang, war eigentlich nur an Steigungen vorgesehen.
Doch dies war nicht der einzige wichtige Hinweis. Die frühen 911 hatten ja auch noch einen Handgashebel zwischen den Fahrersitzen. Bei kaltem Motor wurde empfohlen, den Handgashebel soweit hochzuziehen, dass der Motor rund lief und damit ein Abwürgen des Motors unterblieb. Und bei Bergfahrten musste die Öltemperatur im Auge gehalten werden und allenfalls in die nächstniedrigere Fahrstufe geschaltet werden.
“Sportliches Fahren wird mit der Sportomatic noch interessanter. Der hydraulische Drehmomentwandler erweitert stufenlos das mechanische Übersetzungsverhältnis jeder Fahrstufe und ermöglicht spielend eine optimale Nutzung der Motorleistung. Nach Belieben können Sie zwischen den vier Fahrstufen wählen und schalten - zum Beschleunigen oder auch Bremsen. Blitzschnell und trotzdem weich werden die Fahrstufen gewechselt. Für versierte Fahrer ist besonders interessant, daß der linke Fuß ebenfalls zum Bremsen zur Verfügung steht”, führte die Anleitung aus.
Und tatsächlich, ganz so unsportlich war diese Schaltbetätigung nicht, immerhin siegten Hans Herrmann und Jochen Neerpasch zusammen mit Vic Elfort am 22. bis 26. August 1967 beim “Marathon de la Route” über 84 Stunden auf dem Nürburgring. Sie legten dabei 9900 km mit einem Schnitt von 117,8 km/h zurück. Und ihr linkes Bein verkrampfte sich dabei sicherlich nicht.



























