100 Jahre Porsche 911
19.01.2023
Runde Geburtstage sind immer ein Grund zum Feiern. Blöd nur, wenn für ein und denselben Jubilar drei verschiedene Partys geschmissen werden. Er kann ja schliesslich nur auf eine gehen. Übertragen auf Automobile heisst das: Vollendet ein epochemachender Klassiker das nächste Jahrzehnt, ziert er mit ziemlicher Sicherheit die Titelseiten der nächsten Ausgabe aller grossen und kleinen Oldtimer-Zeitschriften. Nur ist es leider nicht gut fürs Geschäft, wenn das eigene Heft dasselbe anpreist und enthält wie die der Konkurrenz. Man will sich ja – im Idealfall möglichst positiv – von den anderen Käseblättern abheben. Denn wer kauft schon gerne Doubletten?
Also feiert man eben in den Geburtstag hinein und bringt die Jubiläums-Geschichte halt ein Heft früher. Natürlich könnte man genauso gut auch in die andere Richtung ausweichen. Aber dann würde man in der Kiosk-Auslage dastehen (oder eher daliegen) wie dieser Al-Bundy-Typ von Ehemann, der wieder einmal den Geburtstag der Gattin verschwitzt hat und erst am Frühstückstisch durch die Glückwunschanrufe ihrer Freundinnen daran erinnert worden ist. Da mit jeder weiteren Titelgeschichte zu dem Thema die Strahlkraft des Jubiläums nachlässt, muss man den anderen unbedingt zuvorkommen. Kurz: Wenn du nicht Erster bist, bist du Letzter!
Doof nur, wenn im Jahr darauf die Konkurrenz dieselbe Idee hat und den runden Geburtstag der nächsten grossen Auto-Berühmtheit zwei Monate vorzieht. Dann muss man eben im Folgejahr mit drei Monaten Vorlauf kontern. Bis man schliesslich Anfang Dezember 2022 einem Auto zum Sechzigsten gratuliert, das erst im September 1963 vorgestellt und ab September 1964 gebaut wurde und obendrein erst im November 1964 seinen endgültigen Namen erhalten hatte – je nach Definition des "Geburtstags" eines Autos also neun Monate bis knapp zwei Jahre zu früh. Aber man ist ja bekanntlich so alt wie man sich fühlt. Und "59 ¼ Jahre Porsche 911" liest sich auch irgendwie holprig.
Die Frage, die ich mir dabei immer wieder stelle: Warum braucht man überhaupt ein Jubiläum, um ein Auto toll zu finden? Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Ein Triumph TR4 A war mit 37 Jahren grandios, mit 50 Jahren grandios und ist es jetzt mit etwas mehr als 58 Jahren immer noch. Und überzeugten Porsche-911-Besitzern geht es da sicher nicht anders. Diese Reduzierung auf sein Alter hat er gar nicht nötig. Trotzdem wollen wir hier bei Zwischengas die ganz grossen Jubiläen natürlich nicht ignorieren. Auch als grösstes deutschsprachiges Online-Magazin für historische Automobile können wir dem Konkurrenzdruck nämlich nicht vollends entfliehen. In diesem Sinne: Alles Gute für die nächsten 100!