Marcel Fässler - das stille Ende einer ganz grossen Fahrerkarriere
Lieber Marcel, du hast nicht nur einmal, sondern gleich dreimal (2011, 2012 und 2014) die 24 Stunden von Le Mans gewonnen. Du wurdest FIA-Langstrecken-Weltmeister und noch dazu dreimal Vizeweltmeister. Im Audi bist du neben Le Mans auch in Spa, Daytona und Sebring ganz oben auf dem Treppchen gestanden. Dazu gesellen sich noch deine drei Laufsiege im Mercedes in der DTM. Ohne die ganze Teampolitik wären da noch ein paar mehr dazugekommen. Nebenbei möchte ich noch erwähnen, dass dein Name auch beim Inferno-Rennen, einem der härtesten Skirennen weltweit, zweimal in der Siegerliste (2004 und 2018) eingetragen wurde.
Als Sohn eines talentierten Hobbyrennfahrers hast du als Schulbub die Rennsportwelt kennengelernt. Dank zielstrebiger Sponsorensuche und guter Resultate hast du dich auf den Kartbahnen hochgearbeitet, bis du dich als 17-Jähriger gegen internationale Konkurrenz durchgesetzt hast und ein Förderprogramm in Frankreich gewinnen konntest. Mehrere Jahre bist du diverse Monoposti im Heimatland deines damaligen Idols Alain Prost, weitgehend unbemerkt von der hiesigen Rennsportwelt gefahren. Das änderte sich aber schnell, als du in die deutsche Formel 3 eingestiegen bist und auf Anhieb eine Menge hochgelobter europäischer Talente weit hinter dir gelassen hast. Dein Vizemeistertitel veranlasste den damaligen Mercedes-Rennleiter Norbert Haug, dich in das DTM-Werksteam zu holen. Vier Jahre gehörtest du zur Weltspitze im Tourenwagensport, wurdest Rookie of the Year, hast mehrere Rennsiege, zahlreiche Podestplätze, Pole-Positions und schnellste Rennrunden eingefahren. Die Belohnung waren Formel 1-Testfahrten im McLaren und Einsätze als Fahrer des Safety-Cars in der Formel 1.
In den Siebzigerjahren, also zur Zeit von Siffert und Regazzoni, wärst du mit diesen Leistungen sicher zum dritten ganz grossen Idol der Nation geworden. Nur leider haben sich die Zeiten geändert und der Motorsport, vor allem in der Schweiz, viel an Popularität verloren. So blieb dir eine Schweizer Sportlerehrung immer verwehrt. Als Weltmeister und dreifacher Le Mans Sieger kam dein Name in all den Jahren nie, nicht einmal als möglicher Kandidat, in die Liste zum Sportler des Jahres. Viele die weitaus weniger erreicht haben, wurden und werden geehrt.
Nun hast du deinen Helm als Profirennfahrer an den berühmten Nagel gehängt. Aber trotz des Abschieds von den Rennstrecken der Welt bleibst du dem Motorsport erhalten. Mit deiner immensen Erfahrung leitest du als Vater von vier Töchtern bei Sportec die Motorsportabteilung. Daneben hast du es mit deinen 44 Jahren doch noch geschafft, in der F1 Fuss zu fassen und bist nun regelmässig in Hinwil als Entwicklungsfahrer im neuen Formel-1-Simulator von Alfa Romeo Racing ORLEN unterwegs. «Eine grossartige Aufgabe, die mich ehrt und mir sehr viel Spass macht».
Auch in der historischen Szene bist du immer wieder vertreten. So sah und sieht man dich, meist in einem Audi quattro, bei diversen historischen Events in der Schweiz, aber auch in England. 2019 hast du 2019 in Goodwood einen der kleinen Austin A40 so beherzt bewegt, als wärst du in deiner ganzen Karriere nie etwas anderes gefahren. Am Ende blieb dir mit deinem Teamkollegen der dritte Platz auf dem Podest im extrem eng umkämpften Rennen der St Mary`s Trophy. Wie man es von dir kennt, zeigtest du deine Begeisterung mit den Worten: «Es war hammergeil mit dem kleinen Austin. Ein richtiges Funmobil. Für mich war dieser Event ohnehin das Beeindruckendste, was ich je gesehen habe.“
Danke Marcel!






















