“Verschlafen” hat manchmal auch etwas Gutes
22.04.2020
Volkswagen wurde vor allem in den Sechzigerjahren oft vorgeworfen, mit dem Käfer ein altmodisches Auto zu bauen, dem die Konkurrenz davonzulaufen schien. Doch der Käfer verkaufte sich blendend und überzeugte die Käufer offenbar mehr als manch innovativeres Auto anderer Automarken. Es kam soweit, dass sogar Bundesfinanzminister Franz-Josef Strauss dem Volkswagenwerk vorwarf, sie hätten die Weiterentwicklung verschlafen.
Dies wiederum wollte sich Volkswagen nicht gefallen lassen und öffnete den Spiegel-Redakteuren Glismann und Simoneit ihren Fundus an Prototypen. Das obige Bild (© Der Spiegel) zeigt eine Auswahl dieser Prototypen. Abgedruckt wurde es auch in der
Ausgabe 11/1967 von auto motor und sport
. Dort stand zudem noch der Kommentar:
“Nur sehr selten gelangten VW-Prototypen ans Tageslicht – bei den von auto motor und sport in den letzten Jahren veröffentlichten Fotos hat das Werk regelmäßig bestritten, daß es sich um offizielle Werksentwicklungen handle. Tatsächlich aber wurde in einigen Fällen sogar die Produktion schon vorbereitet. Vor zwei Jahren stoppte Nordhoff im letzten Moment den Serienanlauf eines Käfer-Nachfolgers, und auch auf der IAA in diesem Herbst wird kein neuer VW zu sehen sein. Der Grund: der Käfer-VW verkauft sich zu gut. Größere Aussicht auf einen Nachfolger hat der VW 1600, aber keiner der hier gezeigten Wagen — darunter ein 2 Liter-Heckmotor-Sechszylinder (letzte Reihe links) — wird seine Rolle übernehmen. Auf sie wartet die Schrottpresse, denn bei allen blieb der entscheidende Schritt auf den Markt aus. Damit sind sie symbolisch nicht nur für den Fleiß der Wolfsburger Entwicklungsabteilung, sondern auch für die zögernde VW-Typenpolitik.”
Nun, heute, über 50 Jahre später muss man sagen, dass es wohl keiner der auf dem Bild gezeigten Prototypen wohl hätte mit dem späteren VW Golf aufnehmen können, auch wenn die VW-Entwickler sich sicherlich den einen oder andere interessanten technischen Kniff ausgedacht hatten damals.