Autos wie Zigaretten? Schon vor 50 Jahren …
27.02.2020
Eigentlich kaum zu glauben, aber bereits vor 50 Jahren tauchte gemäss einer Meldung der Automobil Revue folgende Frage auf: “Kann ein Fernsehsender gezwungen werden, im Rahmen seiner üblichen, oft von Autofirmen bezahlten Reklamesendungen der Öffentlichkeit in Ton und Bild mitzuteilen, dass Autos die Luft verpesteten und die Gesundheit gefährdeten?”
Die Diskussion wurde in den USA lanciert, als die Gruppe “Friends of the Earth” folgendes geltend machte:
“Der Fernsehsender WNBC-TV «bombardiert das Fernsehpublikum des New Yorker Gebiets mit Reklamen für grossmotorige Autos und Hochoktanbenzin. Diese Produkte werden so dargestellt bzw. beschrieben, als ob … sie sowohl für Autofahrer notwendig als auch im Einklang mit den Erfordernissen der modernen Gesellschaft (socially responsible) wären ... Indessen verpesten (befoul) Autos die Luft in den Städten.
Die Bleiverbindungen in den Autogasen tragen zur Luftverpestung bei; sie sind ganz besonders gesundheitsgefährlich. Gleichzeitig wird die Entwicklung von Motoren, deren Auspuffgase weniger giftig sind, vernachlässigt. Die Luftverpestung wird vor allem durch die überstarken Motoren verschlimmert, die dabei in den allermeisten Fällen überhaupt überflüssig sind.»
Da lediglich die Vorteile von grossmotorigen Autos und von Hochoktanbenzin geschildert würden (so die «Friends of the Earth»), mache sich der Sender einer «unausgeglichenen Reklame» («propagandistic inbalance») auf einem Gebiet schuldig, das jetzt zum Gegenstand öffentlicher Kontroversen geworden sei.
Gefordert wurde eine kostenlos zur Verfügung gestellte Darlegung des gegenteiligen Standpunkts. Der Sender WNBC-TV weigerte sich allerdings, diesem Ansinnen nachzukommen.
Das wollten die «Friends of the Earth» aber nicht hinnehmen und sie kündigten an, bei der FCC («Federal Communications Commission») zu klagen. Und da gab es bereits damals schon einen Präzendenzfall aus der Tabakindustrie, der mit ähnlicher Ausgangslage gutgeheissen wurde. Und der die Fernsehsender damals dazu zwang, nach jeder Tabakwerbung auf die Gefahren des Zigarettenrauchens hinzuweisen. Wir kennen ja solche Warnungen inzwischen von jeder Zigarettenpackung und Werbung für Zigaretten im Fernsehen und auch in den Druckmedien ist schon lange verboten.
In der Autowerbung kam es allerdings nicht so weit, was vermutlich auch damit zu tun hatte, dass in den USA früh der Bleigehalt von Benzin gesenkt und die Abgasqualität der Autos verbessert wurde …
Es wäre auch gar schräg gewesen, in einer Autowerbung folgende Aussagen zu vernehmen: “Sehen Sie sich diesen Wagen an. Elegant. Phantastisches Spurtvermögen. Superstarker Motor. Kein anderes Auto pumpt in so kurzer Zeit so viel bleihaltiges Giftgas in die Lungen Ihrer Kinder.»