Die Zukunft von damals - Volvo Tundra
05.12.2016
Im Jahr 1979 feierte auf dem Genfer Automobilsalon eine Studie von Bertone Weltpremiere.
Max Stoop beschrieb den Volvo Tundra in der Automobil Revue ausführlich:
“Auf ein erstes Glanzlicht stossen wir bereits am Stand von Bertone. Es handelt sich um eine Weltneuheit, die diesen Namen zu recht verdient: sie nennt sich «Tundra» und basiert auf dem holländischen Volvo 343; doch nichts mehr an der futuristisch, aber keineswegs überspannt anmutenden Karosserie erinnert an den Serienwagen, auch wenn sie, wie dieser, über zwei Türen und eine Heck- klappe verfügt.
Der Aufbau ist in grossflächigem, kantigem, für viele Bertone-Schöpfungen der letzten Jahre typischem Stil gezeichnet worden, und die rundum grosszügig ausgelegte Verglasung weist fast keine toten Winkel mehr auf. Die Scheinwerfer sind versenkbar, und der asymmetrische Kühlergrill, der durch seine Gestaltung die Zugehörigkeit des Wagens zur schwedischen Marke dokumentiert, ist - vergleichbar mit dem Fiat Ritmo - völlig in den massiven Stossfänger integriert. Chrom fehlt am Tundra völlig. Bemerkenswert neuartig ist die Dachlinie, die oberhalb, den hinteren Seitenfenstern weiter herunterzogen wurde als bei den Türen, was die Aufteilung der Flächen belebt.
Das Innere weist Wildlederbesatz auf, und das Armaturenbrett wurde mit Digital-Instrumenten bestückt, in deren Mittelpunkt eine breite Skala steht, die Abweichungen der mittleren Betriebswerte wie Temperaturen, Öldruck usw. sofort grafisch wiedergibt.
Der Tundra ist niedriger und kürzer, jedoch breiter als der Volvo 343. Vergrössert wurden die Spur- weiten sowie die Raddimensionen. Die von Bertone entworfenen Felgen weisen die Abmessungen 6x14 statt 5x13 auf. Der Tundra ist eine ernstzunehmende, wirklichkeitsnahe Studie.”
Auf demselben Salon gab es auch den Bertone Lancia Stratos Sibilo zu sehen, der teilweise sicherlich ähnliche Stilmerkmale zeigte, in seiner Ganzheit aber deutlich extremer war.
Der Volvo Tundra wurde übrigens von Marcello Gandini gezeichnet. Die offenbar zu extreme Linienführung stiess bei Volvo nicht soweit auf offene Türen, dass man den Wagen in ähnlicher Form in Produktion gegeben hätte.
Bertone aber gelang es, eine andere Firma von der Linie zu überzeugen, nämlich Citroën . Im Juni 1982 wurde der BX unter dem Eiffelturm vorgestellt und die Verwandschaft mit dem Volvo Tundra Konzeptfahrzeug, aber auch dem Reliant FW11 von 1978 war augenscheinlich.
Als BX kam der Wagen schliesslich auf über 2,3 Millionen produzierte Exemplare, vielleicht wäre er ja auch als Volvo erfolgreich gewesen?