AMC Pacer, ein Aquarium auf Rädern
02.03.2014
Vor rund 40 Jahren kündigte AMC mit dem Pacer einen neuen Personenwagen an, der niemanden unbeteiligt lassen sollte. Er zierte seither wiederholt die Listen der zehn hässlichsten Autos und seine Besitzer mussten über eine gehörige Portion Selbstvertrauen verfügen.
Dabei hatten die AMC-Entwickler Innovatives vor, als sie 1971 mit dem Projekt Amigo loslegten. Der Wagen sollte sicherer sein als seine Konkurrenten, daher gaben sie ihm eine hervorragende Rundumsicht und einen eingebauten Überrollschutz mit. Er sollte durch den kleinen und leichtgewichtigen Wankelmotor angetrieben werden und er sollte für amerikanische Begriffe kompakt sein.
Als General Motors aber das Wankelmotorprojekt aufgab, musste sich auch AMC nach einer anderen Lösung umschauen. Man entschied sich dafür, den eigenen Sechszylinder einzubauen und wollte ihm eine Einspritzung mitgeben, um wenigstens einen Hauch von Innovation zu retten. Ausgeliefert wurde er dann aber mit Vergaserausrüstung.
Als Modelljahrgang 1975 wurde der AMC Pacer dann lanciert und er sah höchst ungewöhnlich aus. Road & Track beschrieb ihn zwar als “frisch, mutig und funktionell aussehend”, aber einen Schönheitspreis konnte der nur 4,3 Meter lange, aber über 1,9 Meter breite Wagen nicht gewinnen. Zudem war der Wagen fast 1,4 Tonnen schwer geworden und der leistungsarme Reihensechszylinder mit knapp 90 PS hatte dem Gewicht wenig entgegenzusetzen.
Die Automobil Revue schrieb in ihrem Katalog des Jahres 1975: “Klein vielleicht für Amerikaner, für uns ein kurzer, sehr breiter und sehr geräumiger Wagen von ungewöhnlicher Form und voller neuer Ideen: Mitfahrertüre 10 cm breiter als die linke Türe, ausserordentlich gute Sicht dank riesiger Glasflächen, sehr steife, aber auch sehr schwere Aufbaukonstruktion. Ferner elektronische Zündung, Zahnstangenlenkung, Hecktüre und hintere Klappsitze.”
Ab dem 28. Februar 1975 konnte man den Pacer kaufen und immerhin 145’528 Leute entschieden sich im ersten Modelljahr für den ungewöhnlichen Wagen. Knapp vier Jahre später stoppte AMC die Produktion nach rund 290’000 Exemplaren. Auch der ab 1978 verfügbare V8 mit fünf Litern Hubraum konnte den Luxuskompaktwagen nicht retten und auch die etwas weniger kontrovers wirkende Kombiversion erfreute sich ab 1977 einer genügend hohen Nachfrage.
Nur wenige Pacers haben ihren Weg noch Europa gefunden und eine geringe Zahl dürfte bis heute überlebt haben. Umso offener bleiben die Mäuler von Passanten, wenn eines dieser Fahrzeuge, das einst als Fred Feuersteins Siebzigerjahre-Auto belächelt wurde, vorbeifährt.