Die unglaubliche Geschichte von drei italienischen Coupés als Gesamtkunstwerk
11.09.2013
Es war ein Tip meines Vaters, der mit seinen 83 Jahren auf einem Spaziergang in Castelveccana am Lago Maggiore auf diese drei Autos stiess. Und der Hinweis liess mir keine Ruhe.
Auf dem Weg zum Formel-1-Grand-Prix in Monza suchte ich die von meinem Vater beschriebene Stelle auf. Es war nicht ganz einfach, den Graffiti-Bunker zu finden, bei dem drei Fahrzeuge ihre wohl letzte Ruhestätte gefunden hatten.
Zum Bunker führte weder eine Strasse noch ein Feldweg. Nur ein Fussweg durch Gebüsche führte mich zu drei italienischen Sportwagen. Die Coupés selbst müssen einst mit einem Schiff über den Wasserweg zum Zielort gekommen sein.
Der heute mit Graffiti überzogene Bunker war früher eine Ziegelsteinfabrik. Die Frau am Kiosk im Ort erklärte mir, dass dort sogenannte "Mattoni per la Casa" (Ziegelsteine für den Hausbau) hergestellt wurden. Wie die Autos da hinkamen, konnte sie mir beim besten Willen auch nicht erklären.
Um was handelte es sich bei den Fahrzeugen überhaupt? Ehemaliges Diebesgut? Eine beginnende Sammlung? An den drei sofort als Italiener zu erkennenden Coupés fand sich kaum ein Hinweis, der auf das Fabrikat schliessen liess. Erst nach einigen Recherchen im Internet war klar: Es handelte sich hier um drei Lancia Flavia 1800 Coupés aus der Mitte der Sechzigerjahre.
Vor Jahren wurde die Firma im "parca de fornaci" (Park der Ziegelei) zugesperrt, die Autos blieben liegen und rotteten von da an vor sich hin.
Als die Graffiti-Szene das verfallene Mauerwerk entdeckte, blieben auch die Autos nicht verschont. Für den Lancia-Anhänger mag es ein harter Schlag sein, doch das entstandene “Bild” hat seinen Reiz.
Wie in einer Galerie für moderne Kunst verschmelzen Mauerwerk, Graffiti und Autowracks ineinander.
Dass die drei Lancia Flavia Coupés schon seit langer Zeit da standen, demonstrierte eine Baum, der durch den Wagenboden des einen Fahrzeugs und auch durch das Armaturenbrett in die Höhe gewachsen hat. Es zeigt sich einmal mehr deutlich, dass die Natur mit fast allem leben kann.
Die Bilder sind natürlich auch im Zwischengas-Archiv und in ganzer Grösse zu bewundern.