Warum der Oldtimer-Besitz eine gute Sache ist
In Zeiten, da Umweltschutz in aller Munde ist und Sicherheit ein hohes Gewicht besitzt, wirkt das Fahren im eigenen Oldtimer eher archaisch. Doch es gibt eine ganze Reihe von Vernunftargumente, die den Besitz eines Oldtimers als durchaus sinnvoll erscheinen lassen.
Vor dreissig Jahren dachte kaum jemand daran, sich einen Oldtimer zuzulegen. Natürlich gab es auch damals schon Leute, die alten Autos mehr abgewinnen konnten als den aktuellen Modellen und die sich an besonderen Veranstaltungen unter Gleichgesinnten trafen. Doch das war eine Minderheit.
In den letzten zwanzig Jahren aber boomte das Oldtimer-Hobby und auch der Besitz eines Youngtimers wurde «trendy». Und dies hat gute Gründe!
Kulturgüter am Leben erhalten
Während der letzten 120 Jahre wurde das Automobil immer stärker zu einem wesentlichen Faktor im Leben der Menschen. Leisteten sich in den Zeiten vor dem zweiten Weltkrieg nur Wenige ein eigenes Fahrzeug, so gehört der Personenwagen seit den Sechzigerjahren zum Haushalt wie der Fernseher oder der Kühlschrank. Autos wurden zum Teil unserer Kultur und damit auch Teil der Geschichte.
Mit dem Besitz eines Oldtimers stellt man das Überleben eines Teils dieser Historie sicher, man zeigt und fährt ein Kulturgut. Man teilt heutigen und kommenden Generationen auf aktive Weise mit, wie es war, vor 50 oder 100 Jahren Auto zu fahren.
Einheimische Arbeitsplätze schaffen
Ein Oldtimer verlangt nach Pflege, alle 20 oder 30 Jahre muss er vielleicht umfangreich überholt oder gar restauriert werden. Hier kommen meist lokale Gewerbetreibende zum Zug, für die Oldtimerkunden längst zum finanziell interessantesten Geschäftsteil geworden sind. Die Arbeit mit alten Autos ist interessant, handwerkliches Geschick ist noch gefragt und niemand regelt die Anzahl Stunden, die für einen Wartungsdienst nötig werden. Kein Wunder, satteln immer mehr lokale Werkstätten auf die Pflege von Oldtimern und Youngtimern um, verzichten auf durch Hersteller spezifizierte Verkaufstempel und widmen sich lieber dem Kunden und deren Preziosen.
Intelligente Investition
Ein modernes Auto verliert jedes Jahr 20 bis 40% an Wert, in einigen Fällen sogar noch mehr. Ganz anders ist es beim gut erhaltenen alten Fahrzeug. Meist ist es wertstabil oder steigt sogar Jahr für Jahr in der Wertschätzung. Als Goldrausch sollte man diese Entwicklung nicht sehen, denn den allfälligen Wertgewinnen stehen erhebliche laufende Kosten und Investitionen gegenüber. Aber, richtig gekauft, kann man einen Oldtimer mit vergleichsweise bescheidenen Nettoaufwendungen besitzen.
Ressourcen schonen
Für die Produktion eines neuen Fahrzeugs braucht es viel Material und noch mehr Energie. Wird der Wagen weggeworfen und durch einen neuen ersetzt, fällt derselbe Ressourcenaufwand erneut an. Ganz anders beim Oldtimer. Durch die Pflege und den langjährigen Besitz erspart man der Natur das Regenerieren verwendeter Materialen, respektive verzichtet auf den Abbau immer seltener werdender Metalle und Rohstoffe. Natürlich verbrennt auch ein Oldtimer Benzin (und in seltenen Fällen Dieselöl), tut dies aber in überraschend bescheidenen Mengen.
Das Vorurteil, dass alte Autos viel Treibstoff verbrauchen, stimmt für viele Fahrzeuge nicht. Gemäss aktuellen Verbrauchsmessungen von Auto Bild Klassik kommt zum Beispiel ein Fiat Nuova 500 mit 4,8 aus, ein VW Scirocco GLI mit 6,2 und ein Porsche 911 von 1983 mit 8,6 Litern pro 100 km. Einem MG B GT reichen 8,2 Liter, der Götting Citroën DS 20 8,8 und selbst ein als verbrauchsintensiv befürchteter NSU Ro 80 lässt nicht mehr als 11 Liter durch die Vergaser fliessen. Der Vorteil der «Alten» liegt im niedrigen Gewicht (meist unter 900 kg) und der geringeren Querschnittsfläche. Damit kann natürlich die Technologieentwicklung - Einspritzung, Windkanal-Aerodynamik und Myriaden von Computern, usw. - nicht kompensiert werden, aber die Unterschiede sind geringer als man gemeinhin denken würde.
Natürlich gelingt es einem alten Auto nicht, die Luft sauberer durch Auspuff entweichen zu lassen, als sie vorne angesogen wurde. Dies wurde erst mit modernen Abgasreinigungstechnologien (Katalysator, etc.) möglich.
Einfacher parkieren/parken
Die Parkfelder in den Grossstädten und Parkhäuser sind kaum mit der stetigen Grössenzunahme der Alltagsfahrzeuge mitgewachsen. Ein moderner Mini ist 3,7 Meter lang und fast 1,7 Meter breit, während sein Urahn 3,05 Meter in der Länge und 1,39 Meter in der Breite mass. Während das alte Auto problemlos auf jeden Parkplatz passt, ragen beim modernen Nachfolger schon schnell einmal die Spiegel oder mehr über die Begrenzungen hinaus, was Ärger nach sich ziehen kann. Und auch die Türen waren früher kürzer und vor allem dünner gebaut, was das Aussteigen aus engen Parklücken wesentlich erleichtert.
Sicherer als man denkt
Natürlich sind moderne Automobile bezüglich aktiver Sicherheit um Lichtjahre besser ausgerüstet als die Fahrzeuge, die zum Beispiel 1950 oder 1960 auf unseren Strassen verkehrten. Der Sicherheitsgurt wurde ja erst in den Sechzigerjahren gemächlich eingeführt, Airbags zwanzig Jahre später und ABS fand 1966 erstmals Eingang in einen Sportwagen. Auch Seitenaufprallschutz und vorberechnete Verformungen bei Unfällen waren vor Jahrzehnten noch kein Thema.
Trotzdem aber fallen Oldtimer in der Unfallstatistik nicht auf und dies hat gute Gründe. So bieten alte Autos oftmals Vorzüge, die wir heute schmerzlich vermissen. Die Rundumsicht ist so ein Thema. Autos der Siebzigerjahre zum Beispiel erlaubten eine fast unbeschränkte Sicht nach allen Seiten, moderne Autos mauern ihre Passagiere regelrecht ein. Aber viel wichtiger noch ist das Verhalten der Fahrzeugführer, denn Oldtimerfahrer gehen weniger Risiken ein, fahren vorausschauender und lassen sich weniger ablenken. Und darum verursachen sie auch weniger Unfälle.
Spass haben
Wenn alle bereits erwähnten Vernunftargumente nicht überzeugen, der ist vielleicht für den wichtigsten Grund, einen Oldtimer zu besitzen, offen. Ein altes Auto macht Spass! Wie kein modernes Fahrzeug lässt ein rüstiger VW Käfer einen die Technik noch richtig erleben. Es wird noch mit eigener Kraft gelenkt, man spürt die Anstrengung des Motors, man hört die Lautäusserungen der Mechanik. Die Fortbewegung wird intensiver wahrgenommen, als dies im heutigen Wagen möglich ist. Vielleicht haben deshalb so viele Oldtimer-Fahrer immer ein seliges Lächeln im Gesicht.




























