Am Lenkrad des Porsche-Übersportwagens
01.09.2013
Nicht jeden Tag erhält man Gelegenheit, sich ans Lenkrad eines der gesuchtesten Klassikers überhaupt zu setzen. Wir sprechen hier vom Porsche Carrera RS 2.7, gebaut von Oktober 1972 bis Juli 1973. Zunächst als Homologationsserie von 500 Stück aufgelegt, erlebte der RS von Seiten der Kundschaft eine derartig starke Nachfrage, dass Porsche schlussendlich insgesamt 1525 Stück des damals 34'000 DM teuren Hochleistungssportwagens produzierte.
Kein Wunder war der Wagen ein Erfolg, denn die Fahrleistungen des Seriensportlers waren für die frühen 70er Jahre aussergewöhnlich. Der Sprint von 0 auf 100km/h dauerte gerade einmal 5,8 Sekunden und die Höchstgeschwindigkeit lag bei fast 250 km/h. Ermöglicht wurden diese Werte durch konsequenten Leichtbau. Neben der Verwendung von Dünnblech und Dünnglas sowie der Verwendung von Kunststoff-Hauben und Stosstangen sparten die Porsche-Ingenieure nicht zuletzt im Interieur so manches Kilogramm ein. Fahrer und Beifahrer sitzen in leichten Schalen, die Türen werden mittels einer Schlaufe geöffnet und im Armaturenbrett fehlen aus Gewichtsgründen die Zeituhr und der Handschuhfach-Deckel.
Noch beeindruckender als die reinen Daten ist jedoch das Fahrerlebnis im Carrera RS, der in der Sportausführung keine 1000 kg auf die Waage brachte. Der drehfreudige und 210 PS starke Sechszylinder-Boxermotor hängt gierig am Gas und entwickelt im oberen Drehzahlbereich einen unvergleichlichen Sound. So wird jeder noch so kurze Tunnel zur Orchesterhalle. Schnell mit Zwischengas einen Gang tiefer und dann die “Geigen” spielen lassen. Die Leichtigkeit des Seins spürt man schon beim ersten Einlenken. Das Auto gehorcht auf geringste Lenkbewegungen. Das Fünfganggetriebe lässt sich wie Butter schalten und animiert den Fahrer, die Gänge öfter als nötig zu wechseln. Der Drang nach vorn ist unmittelbar und auch auf der Bremse ist der Carrera keinesfalls als Oldtimer einzustufen. Nur sitzen tut man gar etwas hoch, aber das ist halt typisch für den 911-er.
Viele damalige RS-Kunden nutzten das Auto auch intensiv im Motorsport, wo es sich gleichermassen bei Rallyes, Bergrennen und auch auf der Rundstrecke als siegfähig erwies. Genau dieses Gefühl, mit dem RS nicht auf der Strasse sondern auf der Rennstrecke zu fahren, wird sofort in einem geweckt, kaum hat der Heckmotor seine Arbeit aufgenommen. So war das auch bei unserer Probefahrt! Jeder Blick in den Rückspiegel erinnerte an die Nordschleife, denn auf das Abbild von Roland Asch`s GT3 RSR im 24h-Design trifft man ja sonst auch eher selten auf Schweizer Nationalstrassen.
Einen umfangreichen Bericht zum Porsche 911 Carrera RS haben wir schon früher publiziert.