Die Lichthupe als dringende Innovation der Fünfzigerjahre
08.01.2011
Man kann es sich heute kaum mehr vorstellen, aber noch in den Fünfziger-Jahren verfügten Autos in unseren Breitengraden nur in Ausnahmefällen über eine Lichthupe. Nun kennt man heute durchaus auch negative Aspekte dieser Innovation, aber in den Fünfzigerjahren forderten Autozeitschriften dieses Sicherheitsattribut vehement.
Die Motor Rundschau 3/1955 vom 10. Februar 1955 begründete dies gleich mehrfach, publiziert aber auch bereits kritische Kommentare zur Ausgestaltung:
"(1) Wir sind für die Lichthupe, weil sie ein schnell und leicht einzuführendes billiges und doch wirksames Überholzeichen bei Nacht und bei Tag ist.
(2) Wir verlangen eine Verfügung, nach der nur Lichtupen zugelassen werden, die (z.B. über einen Blinkmotor) ein wirksames, aber nur kurzes und möglichst wenig störendes “Blinzeln” gestatten und kein auch am Tag störendes langes Signal.
(3) Die Lichtupe ist genau wie die akustische Hupe ein Notsignal!! Der beste Fahrer wird immer der sein, der am wenigsten hupt - akustisch und optisch!
(4) Wir bestreiten nicht, dass es auf sehr weite Sicht vielleicht bessere und ebenso leicht und schnell einzuführende Überholsignale geben wird. Aber darauf können wir jetzt nicht warten, denn wir brauchen sofort Hilfe. Deshalb fordern wir fürs erste die Lichthupe zusammen mit einwandfreien Rückspiegeln, die sowieso Vorschrift sind.”
In derselben Nummer der Motor Rundschau wird dann noch expliziter getitelt:
“Wann kommt die Lichthupe? Wann wird endlich die Lichthupe in Deutschland zugelassen? Wir fordern immer wieder die richtige blinkende (!) Lichthupe! Für die Einführung würde ein kleiner Zusatz in der StVZO genügen ....”
Die Autoindustrie auf jeden Fall hatte Gehör.
So wird in der Vorstellung des Mercedes-Benz 190 in der AR 22/1956 vom 9. Mai 1956 das Komfortdetail folgendermassen beschrieben:
“Eine bei allen drei Neuerscheinungen eingebaute Neuerung ist die Lichthupe. Dieses seit Jahrzehnten in Italien übliche, sehr bewährte Instrument gestattet, die Scheinwerfer kurz aufblitzen zu lassen. Es hat sich erwiesen, dass dieses im Rückspiegel voranfahrender Wagen sichtbare Zeichen besonders bei schneller Fahrt auf Autostrassen ein deutlicher erkennbares Vorfahrsignal bildet als das Betätigen des Horns, das bei hohem Tempo oft nicht mehr genügt. Bei den neuen Modellen wurde die Lichthupe als kleiner Hebel links an der Lenksäule befestigt, während als Richtungsanzeiger nach wie vor der um seinen Mittelpunkt drehbare Hornring dient.“
Aber noch in den Sechziger-Jahren war die Lichthupe als Ausstattungselement selbst in der Autowerbung erwähnenswert, wie die dargestellte Volvo-Werbung von 1961 beweist.