Sportlich fahren mit dem Klassiker
Das sei viel zu viel Stress für die Mechanik, heisst es. Ein Kilometer Pistenfahren komme etwa zehn Kilometer auf der Strasse gleich, sagen andere. Und überhaupt: Die Vorstellung, in einem mässig dynamischen, alten oder gar uralten Auto auf die Rennpiste zu gehen, sei völlig absurd.
Ich bin damit nicht ganz einverstanden. Denn ich sehe einen Tag auf einem Rundkurs – einen "Track-Day" – als hervorragende Chance, sich und sein Auto etwas auszuloten.
Gewiss, manche fahren ihren Klassiker bereits seit einer Ewigkeit; sie fahren vorsichtig und mit bedacht. Dem Wagen wird niemals mehr das abverlangt, wozu er einst gebaut worden ist. Das geht mir genauso. Die längste Beziehung, die ich mit einem Auto pflege, ist mittlerweile 34 Jahre alt.
Aber wenn ich damit fahre, dann tue ich das im normalen Verkehr, inmitten des Gewusels und mit all jenen Verkehrsteilnehmern, die nicht wie ich bewusst und mit Voraussicht unterwegs sind. Man teilt die Strasse mit Pendlern, die zur Arbeit stressen; mit Mamas, die lenken und gleichzeitig ihr Kind im Auge haben; mit Leuten, die Autofahren als Tätigkeit verstehen wie Zähneputzen oder Kaugummi kauen. Ich möchte mich darüber nicht weiter auslassen, nur feststellen, dass sie alle am Verkehrsgeschehen mit beteiligt sind. Und ich komme mittendrin daher mit meinen Diagonalreifen oder meinem Einkreis-Bremssystem als aktive Sicherheitseinrichtungen und einer Lenksäule, die fadengerade mitten auf mein Brustbein zielt als passives Sicherheitsmerkmal – so passiv, dass man auch den Sicherheitsaspekt vergessen kann. Da ist es mir lieber – wie im Bild der Kollege vom Jaguar Driver's Club auf dem Anneau du Rhin – einige Runden mit Leuten die Strasse zu teilen, die in etwa wissen was sie da tun.
Und ich möchte wissen, was ein Auto ohne ABS, ohne ESP und – wer weiss, vielleicht sogar ohne hydraulische Stossdämpfer – im Grenzbereich so anstellt. Darum finde ich es ab und zu durchaus sinnvoll, auch einem älteren Wagen etwas auf den Zahn zu fühlen – es nicht missbrauchen, aber gebrauchen. Denn dann kann ich etwas besser abschätzen, was im Fall der Fälle auf einem zukommen könnte, ob es eine Chance gäbe, mich – und noch besser: das antike Auto – zu retten oder mindestens den Schaden zu minimieren. Oder anders ausgedrückt: Fahrzeugbeherrschung ist noch immer die erste Stufe zu einer sicheren Fahrt. Genügend Schlaf, keine Suchtmittel und dergleichen erachte ich dazu natürlich als Grundvoraussetzung. Klar, ich kann auch mal auf freier, einsamer Strecke kräftig in die Eisen treten (vielleicht nicht gerade entlang einer Baumreihe, falls dann die nicht geregelte Hinterachse überbremst und den Wagen zum Ausbrechen bringt). Mit ist es aber wesentlich angenehmer, dies auf einer Piste zu tun; natürlich nicht, wenn ein Kollege gerade eine Wagenlänge hinterherfährt, aber mit etwas Platz rund um mich und mein Auto herum.
Schnell zu fahren braucht dazu auch niemand. Ja, selbst eine Rennstrecke muss nicht unbedingt sein. Vielleicht reicht ein grosser Platz oder ein Industriegelände mit Auslauf; vielleicht gibt es mal bei einer Clubausfahrt die Möglichkeit, statt noch eines Kaffeehalts einen kleinen Parcours zur Fahrzeugbeherrschung, zur Geschicklichkeit einzubauen? Das beste daran ist, dass es auch noch Spass macht. Ich wünsche eine sichere Fahrt!































