Sechs sind besser als vier
16.06.2022
Was für die Räder eines Automobils nicht unbedingt zutrifft, gilt für Scheinwerfer ganz gewiss. Sobald vom berühmten "Überholprestige" die Rede ist, dem eindrucksvollen Auftritt eines Autos im Rückspiegel des Vorausfahrenden, geht nichts mehr ohne zusätzliche Lampen an der Fahrzeugfront. Die meisten Hersteller begnügten sich dabei mit Doppelscheinwerfern, also einem Paar pro Seite. Ab den späten Fünfzigern ging auf der linken Spur nichts mehr ohne Doppelscheinwerfer. Doch warum bei vier Lampen aufhören? Wären nicht sechs Stück noch etwas eindrucksvoller, gar bedrohlicher?
Aber während vergleichsweise viele, vorwiegende US-amerikanische Autos am hinteren Ende sechsfach leuchten, beschränkte man sich vorne auf die vierfache Ausleuchtung der Fahrbahn. Selbst als sich die doppelte Beleuchtung Mitte der Sechziger demokratisiert hatte, legte niemand nach. Fast niemand. Im Frühjahr 1970 erschien der Citroën SM (Bild oben) und wurde mit seinen drei Augenpaaren zum Kerberos der Autobahn. Ein Jahr später folgte die Alpine A310 .
Ansonsten jedoch schienen die Schnellfahrer dieser Welt ihre Kaufentscheidung nicht von der Zahl der Scheinwerfer abhängig zu machen. Auch der Alfa Romeo RZ/SZ war eher ein Fall für Individualisten.
Der deutsche Citroën-Veredler Musketier bot Anfangs der Neunziger ein Umrüstkit für den XM an, der aus den zwei niedrigen Rechteckscheinwerfern sechs kreisrunde Strahler machte und so ein wenig an alte SM-Herrlichkeit erinnerte.
Mit dem Alfa Romeo 159 ging 2011 nach Brera und Spider das vorerst letzte Sechsaugengesicht vom Markt. Es scheint fast, als würden nur die Franzosen den Stellenwert eines Autos noch am Umfang seiner Frontbeleuchtung bemessen. Als eines der schnellsten Serien-Automobile der Welt hat der Bugatti Chiron nämlich acht Scheinwerfer.