Wird sich die (neuere) Geschichte wiederholen?
23.09.2020
Es ist schon eine Überraschung. Die von der “Record Industry Association of America” (RIAA) publizierten Verkaufszahlen des ersten Halbjahres 2020 sprechen eine deutliche Sprache. Vinyl-Schallplatten haben sich deutlich besser verkauft als CDs (USD 232.1 Millionen versus USD 129.9 Millionen). Die ältere und eigentlich schlechtere Technologie verkauft sich also doppelt so gut wie die neuere und modernere Tonträger-Technik. Ganz unerwartet kam der Umschwung ja nicht, denn in den letzten Jahren hat die Vinyl-Schallplatte (33 Umdrehungen pro Minute) ständig an Popularität gewonnen. Während die CD nicht zuletzt wegen Corona durch Streaming- und Download-Anbieter verdrängt wird, konnten die schwarzen Scheiben trotz Pandemie sogar umsatzmässig gegenüber dem ersten Halbjahr 2019 zulegen.
Und was hat dies nun mit dem Automobil zu tun? Auf den ersten Blick eigentlich gar nichts. Bei genauerem Überlegen aber gibt es schon Parallelen. Das Verbrenner-Automobil könnte man mit der Vinylschallplatte vergleichen, während die digitale Compact Disc dann dem Elektromobil entspräche. Aktuell befinden wir uns in einer Phase, in der Autos mit Benzin- oder Dieselmotoren durch elektrische Vehikel ersetzt werden. Dass sich dieser Prozess fortsetzen wird, kann als ziemlich gesichert betrachtet werden. Im Jahr 2030 und später wird das Elektroauto die Norm, der Verbrennermotor ein Nischenprodukt sein.
Aber vielleicht werden sich spätestens dann Autointeressierte daran erinnern, dass ein Fahrzeug mit Verbrennungsmotor haptisch interessanter, mit seinen Fehlern spannender und mit der spürbaren (und sichtbaren Technik) deutlich faszinierender ist als ein fahrender Computer, der vor allem aus Batterien, etwas Motor und Unterhaltungselektronik besteht. Vielleicht wird ja nach dem Elektromobil noch etwas anderes kommen (wie Download/Streaming nach der CD) und spätestens bei diesem Generationenwechsel wird das Auto mit Otto- oder Dieselmotor wieder interessant. Hoffen darf man ja immer …