Der umtriebige Vincent Bendix und sein Wunderauto
22.05.2013
Anfangs der Dreissigerjahre sahen die meisten Autos in Amerika dem Ford A Modell ähnlich, hatten also freistehende Kotflügel und weitgehend schachtelartig aussehende Aufbauten. Nicht so der Bendix SWC Sedan , den sich Vincent Bendix zusammen mit Victor Kliesrath ausgedacht hatte.
Ihr Prototyp nämlich verfügte über eine von Alfred Ney gezeichnete aerodynamisch geformte Karosserie mit nur noch angedeuteten Kotflügeln, Türen, Kotflügel und Motorhaube bestanden aus Aluminium.
Der Continental-Sechszylindermotor übertrug seine Kraft via eine elektrische Vakuum-Gangschaltung auf die Vorderräder, auch die Hinterräder waren einzeln aufgehängt, die Bremsen wurden hydraulisch betätigt, für zusätzliche Bremskühlung sorgten speziell geformte Radnabendeckel. Die Scheibenwischer waren doppelt ausgelegt und in der Lenkradnabe befand sich eine Zeituhr. Der SWC - diese Abkürzung stand für Wheel Company - war der Konkurrenz aus Detroit vor 80 Jahren meilenweit voraus.
Es gab nur ein Problem. Vincent Bendix gehörte der grosse Autozuliefer Bendix, der mit Bremsen, Vergaser und vielen anderen Produkten General Motors und andere Fahrzeughersteller mit allem belieferte, was diese nicht selber herstellen wollten. Mit dem SWC trat Bendix also direkt mit seinen Kunden in Konkurrenz. Darum wurde das ganze Projekt geheim gehalten. Trotzdem gediehen die Pläne, sogar eine Fabrik kaufte der reiche Vincent Bendix (die Überbleibsel der Peerless Motor Car Company).
Bei der Konstruktion des revolutionären Wagens mussten aber doch Kompromisse eingegangen werden, so verzichtete man etwa auf eine selbsttragende Konstruktion aus Zeitgründen, schwenkte auf ein Holzchassis um mit dem Resultat, dass statt des angestrebten Gewichtes von unter 900 kg eine Last von 1’600 kg resultierte.
Vorgestellt wurde der Wagen 1934 in Europa, allerdings in aller Stille. Bendix zeigte den Wagen Verantwortlichen bei Bentley, Alvis, Citroën, Peugeot, Renault und Bugatti. Doch als er von seiner geheimen Werbetour in die Staaten zurückkehrte, musste er feststellen, dass GM die Mehrheit der Bendix Corporation übernommen hatte. Das SWC-Projekt wurde stillgelegt, Vincent Bendix und sein Partner auf die Seite gedrängt. Wie 15 Jahre später Preston Thomas Tucker war wohl auch Bendix der Zeit zu weit voraus.
Die Firma Bendix existierte im übrigen noch bis ins Jahr 1983, verschwand dann aber als eigene Firma im Rahmen mehrerer Fusionen und Übernahmen.
Der SWC hat überlebt, er steht heute im Studebaker National Museum in South Bend in den USA.
Ein ausführlicher Artikel zum Wunderauto Bendix SWC erschien 1984 in der Automobil Revue Nr. 35/1984 .