Wie sich Alec Issigonis beim Mini von einem Franzosen inspirieren liess
Auf der diesjährigen Rétromobile konnte man in der “60 Jahre Min”-Sonderschau auch ein seltsames Chassis mit Motor betrachten. Dieses stammt aus dem Jahr 1947. Gezeigt wurde es damals von Charles Dechaux.
Die Automobil Revue berichtete am 29. Oktober 1947 darüber anlässlich ihrer Reportage zum Pariser Autosalon:
“Diese merkwürdige Konstruktion mit rechteckigem Rohrrahmen ist als Klein-Lieferwagen gedacht. Alle vier Räder sind durch längslenker mit darunterliegender Ausleger-Viertelfeder aufgehängt; die Längslenker sind mit T-Stücken in den Querrohren gelagert. Der Motor liegt quer vorn. Die Lenkung und weitere Aggregate fehlen auf dem Ausstellungsobjekt.
Pittoresk ist wohl kein unzutreffendes Wort für das Chassis des Dechaux, eines Frontantrieblers mit Merkmalen zwischen einem Personenfahrzeug und einem Kleinliefer-Plattformwagen. Das Röhrenrechteck als Rahmen, die Längslenker für die Radführung sowie der quergestellte, luftgekühlte Vierzylindermotor mit den Auspuffrohren à la Rennmotorräder sind deutlich erkennbar.”
“Die originelle Konstruktion des Chassis umfasst u.a. einen quergestellten, luftgekühlten Vierzylindermotor. Im Carter A befindet sich das Dreiganggetriebe mit hydraulischer Betätigung, das Differential und die Antriebswellen. Durch die Stossstangen B fliesst das Öl aus dem Kipphebelgehäuse C in den Carter zurück. Die gerippten Zylinder D sind in Paare gruppiert, zwei Zylinder sind auf der Zeichnung entfernt. Der Auspuffdämpfer liegt vor dem Block.”
Jener Charles Dechaux jedenfalls soll Besuch von Alec Issigonis erhalten habe, der sich sehr für die innovative Chassis-Konstruktion interessierte. Und vermutlich ist es kein Zufall, dass einige der Konstruktionsprinzipien schliesslich auch im 1959 erstmals präsentierten Mini (Austin Seven, Morris Mini Minor) Einzug hielten.