Der Fluch der hinteren Sitze
30.12.2018
Manchmal könnte man meinen, ein Auto wird einfach dadurch weniger begehrenswert, weil es hinten zwei mehr oder weniger nutzbare Sitzplätze bietet. Gemeint sind hier nicht Sitznischen, auf denen es nicht einmal ein Kleinkind länger bequem aushalten könnte, sondern auch für Erwachsene zumindest auf kurze Strecken erträgliche Sitzgelegenheiten. Sind solche vorhanden, dann kann das Auto zwar deutlich flexibler eingesetzt werden, dafür aber scheint es mit der Wertentwicklung schwierig zu werden. Tatsächlich gibt es etliche dieser Viersitzer, die offenbar die Gunst des Publikums kaum gewinnen können.
Beispiele gefällig? Da müssen wir nicht weit suchen gehen, denn gerade gestern wurden in Gstaad drei dieser Fahrzeuge italienischer Nobelhersteller versteigert.
Da war einmal Lot 133, ein Lamborghini Espada 400 GT Serie 3 von 1973 (Bild oben). Der V12-Motor sitzt in ihm natürlich im Bug, aber ansonsten gibt es einiges an Gleichteilen mit dem Lamborghini Miura, der je nach Ausführung heute wohl zwischen einer halben und mehreren Millionen einspielt an Auktionen. Und der Espada? Der lockte die Bieter gerade zu CHF 95’000. Dann war Schluss. Verkauf unter Vorbehalt.
Dem Ferrari 400 GT von 1979 (Lot 116) ging es nicht besser. Dabei handelte es sich doch um eine der seltenen handgeschalteten Versionen. CHF 75’000 lautete das Höchstgebot, ein Ferrari 512 BB aus demselben Jahr würde sicherlich das Vierfache erreichen.
Und bei den Neuklassikern scheint es nicht anders zu sein. Zwar wurde der Ferrari 456 M GT von 2000 als Lot 112 für CHF 52’500 verkauft, aber angesichts davon, dass es sich dabei um das interessantes Modell aus der Baureihe handelte und dieses auch noch ein Sechsganggetriebe aufwies, hätte man sich doch auch Preise auf dem Niveau von handgeschalteten Ferrari 550 Maranello vorstellen können und die liegen deutlich höher.
Und man muss nicht nur die Ergebnisse der Oldtimer-Galerie-Versteigerung von Gstaad anschauen, die wir im übrigen in ihrer Vollständigkeit bereits publiziert haben, um diesen Eindruck, dass mehr Sitze nicht gut für die Wertentwicklung sind, zu festigen. Dies scheint fast schon ein “Gebot” zu sein, Ausnahmen bestätigen dabei natürlich die Regel.
Übrigens, hinter dem Steuer machen alle drei erwähnten Autos sicherlich mindestens (fast) ebensoviel Freude wie ihre "reinrassigeren" zweisitzigen Brüderchen. Und nicht jeder sieht sein Auto schliesslich primär als Geldanlage ...