Gibt es “gute” und “schlechte” Oldtimer?
08.06.2014
Die zunehmende Beliebtheit, aber auch Auswüchse im Oldtimer-Hobby haben es mitgebracht, dass Zulassungsstellen die Privilegien, die klassische Autos im Sinne des rollenden Kulturgutes erhalten, selektiv vergeben. Einige schwarze Schafe in der Szene haben da vielleicht hier und da die Situation ausgenutzt und so gelangten Autos mit H-Kennzeichen oder Veteraneneintrag auf die Strasse, die man nicht wirklich als alte Autos bezeichnen kann.
Doch wie immer, wenn man etwas besonders richtig machen will, führt die zunehmende Regulierung und der Verlust des Augenmasses dazu, dass man am Ziel vorbeischiesst. Aus Sicht der Zulassungsbehörden gibt es heute “gute” und “schlechte” Oldtimer.
Dabei ist nicht der grundsätzliche Zustand des Fahrzeugs angesprochen, sondern die Originalität und die Spuren, die seine Nutzungsgeschichte hinterlassen hat. Ein guter Oldtimer sieht so aus, wie er aus der Fabrik kam, wurde kontinuierlich dokumentiert und zeigt möglichst geringe Abnutzungserscheinungen, ein schlechter Oldtimer wurde immer wieder an die Bedürfnisse des Besitzers angepasst, verfügt vielleicht über deutliche Gebrauchsspuren und weist Lücken in der Dokumentation auf.
Der VW Käfer also, dem man den Motor eines Porsche 356 eingebaut hat vor vielen Jahren und dessen Karosserie zur Aufnahme von fetteren Rädern um ein paar Zentimeter verbreitert wurde, ist ein schlechter Oldtimer und wird in vielen Fällen keine Privilegien wie H-Kennzeichen oder Veteranenzulassung erhalten. Dabei wurden die Änderungen vielleicht bereits 1973 gemacht, nur sind sie nicht dokumentiert. Und es sind doch gerade solche Änderungen, die auch charakteristisch sind für eine Phase der Automobilgeschichte.
Tuning war in den Siebziger- und Achtzigerjahren bereits sehr populär. Ist es richtig, wenn alle diese Eingriffe zurückgebaut werden müssen und damit zukünftige Generationen gar nie mehr Beispiele dieser Zeit sehen werden?