Keine Zukunft ohne Vergangenheit - auch bei Porsche nicht
Auf dem Gruppen-Foto für Le Mans erkennt man ganz links den ex-Jo Sifferts-Rennmechaniker und ex-Porsche Museums-Direktor Klaus Bischof. Schon in Spa-Francorchamps, Anfang Mai, beim zweiten Lauf zur Sportwagen-Weltmeisterschaft WEC, ist er dabeigewesen. Porsche sandte ihn nach Spa, um mehrere historische Porsche-Teile in der Porsche-Hospitality auszustellen und um daran zu erinnern, dass es ohne Vergangenheit keine Zukunft gibt.
„Nach Spa brachte ich zum Beispiel den Helm, der von Hans Herrmann bei der Carrera Panamericana 1954 getragen wurde, ....
... sowie die handgemachten Rennschuhe, die Ciccio - der Star der Schneider für Rennfahrer-Schuhe aus Cefalù in Sizilien - für Porsche-Werksfahrer Vic Elford nähte“, sagte uns Klaus Bischof.
„Da der 917 beim 1000 Kilometer-Rennen von Spa 1969 sein Debüt hatte, habe ich auch historische Porsche 917-Teile im Porsche-Hospitality gebracht“, erklärte uns Klaus Bischof weiter.
„Ich habe zum Beispiel ein ex-Jo Sifferts Porsche 917-Lenkrad ausgestellt. Dieses Lenkrad wurde bei uns bei Porsche aus Aluminium hergestellt. Er wurde dann an die Sattlerei bei Reutter geschickt. Damals hatten die Rennfahrer nicht nur eigene Sitze sondern auch eigene Lenkräder. Jo Siffert war der Star-Fahrer und erhielt alles, wonach er fragte. Es gab keinen Menschen auf der Welt, der mit einem Porsche 908 oder 917 schneller als Jo Siffert fahren konnte. Nach Spa brachte ich auch einen Turbolader und einen Nockenwellenantrieb eines 917/10, sowie einen Porsche 917-Schalthebel mit Schaltknopf aus Mahagoni-Schichtholz mit. Den haben wir selber entwickelt und gebaut.“
Und dann zeigte uns Klaus Bischoff auch noch ein Porsche 917-Lüfterrad: „Bei 8400 U/min lieferte dieses Gebläse 2400 Liter Luft pro Sekunde und brauchte dazu 17 PS beziehungsweise etwa drei Prozent der Motorleistung“, erklärte er uns. Da Porsche bis zu diesem Zeitpunkt nur Sportwagen mit luftgekühlten Motoren produzierte, sollte ein Rennwagen mit einem ebenfalls luftgekühlten Motor das Leistungspotential dieser Motoren demonstrieren und verbessern. Alle diese Teile sind dieses Wochenende auch in der Porsche Hospitality- in Le Mans ausgestellt.
Sportlicher Ehrgeiz hat Porsche-Ingenieure von Anfang an beflügelt. Die Rennstrecke ist seit sieben Jahrzehnten die gnadenlose Erprobungsplattform für die Sportwagentechnik. Typische Beispiele für den Technologietransfer sind Mittelmotor, Aerodynamik, Turboaufladung, PDK, geregelter Allradantrieb und, heute, die Hybridisierung mit dem Porsche 919 Hybrid. Die beiden innovativen Porsche 919 Hybrid haben ja das erste Qualifying für die 24 Stunden von Le Mans am Mittwochabend (12. Juni) überraschend auf den Plätzen Eins und Zwei beendet.
Der Neuseeländer Brendon Hartley legte mit einer Zeit von 3.23,157 Minuten die schnellste Zeit vor. Damit steht der Rennwagen mit der Nummer 20 auf der provisorischen Pole Position. Für das Nummer-14-Schwesterauto sicherte Neel Jani (CH) mit einer Rundenzeit von 3.23,928 Minuten Rang zwei.
Der Bieler Neel Jani sprach lange zusammen mit Klaus Bischof beim diesjährigen Autosalon in Genf: „Klaus ist das lebendige Motorsport-Gedächtnis von Porsche. Alle, von Jacky Ickx bis Chopard-CEO Karl Friedrich Scheufele, schätzen es sehr, mit ihm zu reden", meinte Neel Jani bewundernd. Es gibt eben wirklich keine Zukunft ohne Vergangenheit.
Und wie die Zukunft bezüglich Le-Mans-Siege und Porsche aussehen wird, werden wir in einigen Stunden hautnah miterleben können ....