Wie Walter Röhrl in ungewohnter Position ein Chaos verhinderte
25.12.2013
Eine alte Weisheit besagt, dass alles Gute von oben komme. Dies mag vielleicht oft der Fall sein, aber sicher nicht immer.
Beim Fotoshooting vor rund 20 Jahren mit Walter Röhrl und Keke Rosberg und der damaligen 4x4-getriebenen Fahrzeug-Kollektion in Saalbach für das Magazin "sport-auto" kam Hilfe für einmal definitiv nicht von oben.
Diverse lustige Momente zeichneten diesen Testtag auf Schnee und Eis. Man stelle sich zum Beispiel den langen Walter Röhrl im Fiat Panda 4x4 vor. An diesem Tag wurde einmal mehr deutlich, wie schlecht wir Otto-Normalverbraucher im Vergleich zu einem Walter Röhrl Auto fahren können.
Ich suchte mir eine Kurve mit dem passenden Hintergrund, fokussierte (damals alles noch ohne Autofokus) und liess Walter den Rest machen. Er kannte diese Art von "Shooting" und fragte nur, wo ich denn die absolute Schärfe habe. Und trieb daraufhin jedes noch so unterschiedliche Fahrzeug genau an diesem Punkt so quer wie nur möglich durch die Kurve. Nach zwei Durchgängen waren die Bilder im Kasten. Bei Keke Rosberg wurde es dann etwas komplizierter. Es brauchte mehrere Durchgänge und die Autos schienen im Vergleich zu Walter nie wirklich unter Kontrolle zu sein.
Doch der Höhepunkt ergab sich dann am späteren Nachmittag. Aufgereiht standen die Test-Fahrzeuge auf einer vereisten Bergstrasse für das letzte Bild bereit und man wartete nur noch auf schönes Dämmerlicht.
Wie immer bei Fotoaufnahmen mit engen Platzverhältnissen kam im entscheidenden Moment ein Verkehrsteilnehmer im Glauben daher, dass es sich hier um eine Blockade von Volltrotteln handle. Der herannahende Bauer versuchte fluchend sein Auto zu stoppen, was aber auf der komplett vereisten Strasse nicht ganz einfach war. Auf jeden Fall kam sein Auto nie wirklich zum Stillstand. Mit offenem Seitenfenster begann er uns alle laut fluchend zu beschimpfen. Allmählich wird uns klar, dass sein langsames Weiterrutschen mit hundertprozentiger Sicherheit in einem unserer Testfahrzeuge enden würde.
Auf die Aussage von Keke Rosberg: "Ich glaube, das kommt nicht gut" schritt Walter in aller Ruhe auf das noch immer nicht zur Ruhe gekommene Fahrzeug zu, übernahm von aussen das Steuer und dirigierte den sichtlich überraschten Fahrer: "So jetzt mal weg von der Bremse, ich hab doch gerade gesagt nicht bremsen, so nun ganz leicht bremsen, nicht so stark, ja genau so."
Walter spazierte mit dem verdutzten Bauer mit und lenkte dessen Auto gekonnt an den Testfahrzeugen vorbei und verabschiedete sich dann freundlich vom aufgebrachten Fahrer. Der Bauer, noch immer ausser sich vor Wut, verschwand weiterhin laut fluchend um die nächste Kurve.
Lachend konnten wir nun endlich die letzten Aufnahmen des Tages vollenden.