Hässlichkeit verkauft sich schlecht
      
    
Der deutsche Titel von Raymond Loewys Autobiografie hat sich einmal mehr bewahrheitet. Im Vorfeld der Miami-Versteigerung von Bonhams war der ebenso einmalige wie stilistisch höchst fragwürdige Heuliez Intruder auf 250'000 bis 350'000 US-Dollar geschätzt worden. Die Realität schlug dann am 4. Mai bei ernüchternden 72'800 Dollar zu. Woraufhin sich die Frage stellt, ob das nun ein Schnäppchen war oder nicht.
Der frankogermanische Eindringling war im Oktober 1996 auf dem Pariser Salon vorgestellt worden. Auf das Fahrgestell des Mercedes-Benz G hatte der französische Karosseriebauer Heuliez die Karosserie eines zweisitzigen Sportwagens mit Stahlklappdach gesetzt. Doch anstatt sich einfach der Hülle des im April desselben Jahres präsentierten Mercedes-Benz SLK zu bedienen, kreierte man etwas Eigenes.
Der unter Leitung von Marc Deschamps (der von 1979 bis 1995 die Formgestaltung bei Bertone verantwortet hatte) entstandene Gelände-Sportwagen folgte jener rundlich-organischen Linie, die auch werksseitige Mercedes-Benz-Konzeptfahrzeuge wie der ebenfalls 1996 in Paris präsentierte F 200 aufwiesen, wirkte aber ob seiner kurzen und hohen Bauweise wie ein SLK auf Steroiden – und würde mit normaler Sportwagen-Fahwerkshöhe wahrscheinlich nicht einmal so schlecht aussehen.
Für weitere Salon-Präsentationen mehrmals umlackiert, blieb der Heuliez Intruder ein Einzelstück – allerdings eins, das entgegen der gängigen Show-Car-Praxis uneingeschränkt fahrtüchtig und dank der unveränderten G-Basis sogar bemerkenswert geländegängig ist. Mit 220 PS aus dem Sechszylinder des Mercedes-Benz 300 E-24 geht der eigenwillige "Offroadster" auch auf der Strasse gut vorwärts.
Auch wenn man für den Auktionspreis des Heuliez Intruder ein weit gefälligeres Mercedes-Benz-Trio aus 230 GE, 300 E-24 und SLK 320 bekäme, wird sich der Käufer von Miami sicher über den Zuschlag bei einem Fünftel des maximalen Schätzpreises gefreut haben – zumal das Einzelstück unlängst für 300'000 Dollar restauriert worden ist. Im gegenwärtigen Zeitalter der immer absurderer werdenden SUV-Mode birgt das Konzept des hochgelegten Klappdach-Sportwagens immerhin ein enormes Wertsteigerungs-Potential. Aber vielleicht gefällt ihm das Auto auch einfach nur.
      
    

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