Renngeschichte im Sechserpack
Der Südafrikaner Jody Scheckter ist einer der wenigen Rennfahrer, die in ihrer Karriere nicht nur schnelle und erfolgreiche Autos, sondern obendrein gleich zwei ganz spezielle und besonders geschichtsträchtige Fahrzeuge bewegen durfte.
Einer von ihnen ist natürlich der einzige jemals bei einem Grand Prix angetretene Formel-1-Rennwagen mit sechs Rädern: Der Tyrrell P34, konstruiert von Derek Gardner. Bei seiner Vorstellung Anfang 1976 schlug der Wagen ein wie eine Bombe. Niemand hatte so etwas Verrücktes erwartet. Selbst die beiden Fahrer Jody Scheckter und Patrick Depailler wurden von dieser Konstruktion völlig überrascht. Während der Franzose aber schnell Gefallen an dem Konzept fand, stand der Südafrikaner der Sache eher skeptisch gegenüber und bevorzugte die vier Räder seines Tyrrell 007. Trotzdem war er es, der den Grossen Preis von Schweden 1976 in Anderstorp gewann und damit als einziger Formel-1-Sieger in einem sechsrädrigen Auto in die Geschichte einging.
Das zweite geschichtsträchtige Auto neben dem Dreiachser ist der Wolf WR1. Der austro-kanadische Öl-Multi Walter Wolf hatte sich 1975 in das Formel-1-Team von Frank Williams eingekauft und wollte ab 1977 mit Scheckter und der nun "Walter Wolf Racing" genannten Mannschaft zur Speerspitze der "Königsklasse" werden. Scheckter gewann mit dem technisch konservativen, von Harvey Postlethwaite entworfenen Auto auch gleich das erste Rennen in Argentinien. Im Laufe der Saison folgten noch Siege in Monaco und Kanada. Sogar die Weltmeisterschaft wäre im ersten Jahr des Teams durchaus möglich gewesen, denn am Ende der Saison fehlten nur 17 Punkte auf Niki Lauda im Ferrari.
Zwei Jahre später konnte sich Jody Scheckter mit drei Siegen (Zolder, Monaco, Monza) im Ferrari 312 T4 dann endlich zum Formel-1-Weltmeister machen. Es war es der letzte WM-Titel für ein Auto seiner Marke, den Enzo Ferrari noch persönlich bejubeln durfte. Das erste Wing-Car aus dem Hause Ferrari mit seinem Dreiliter-V12 errang in der Saison 1979 sowohl Fahrer- als auch Konstrukteurstitel. Die andere Hälfte der insgesamt sechs Saisonsiege des 312 holte Publikumsliebling Gilles Villeneuve. Doch der Kanadier konnte seine Chance gegen den wesentlich konstanteren Südafrikaner nicht nutzen.
Auch wenn er im Ferrari Weltmeister wurde, wäre Scheckter ohne McLaren nie so weit gekommen. Nach dem Debüt im M19A beim US-Grand-Prix im Vorjahr bot der englische Rennstall dem Südafrikaner 1973 mit dem Einsatz eines dritten Autos den endgültigen Einstieg in die Königsklasse – wo er dann nach dem Rennen in Silverstone gleich auf einen Schlag in aller Munde war. Am Ende der ersten Runde verlor Scheckter in der schnellen Woodcote-Kurve seinen McLaren M23 und prallte in die Boxenmauer, wurde von dort zurück auf die Fahrbahn geworfen und löste damit eine der grössten Massenkarambolagen der Formel 1 aus. Neun Autos waren involviert und die Strecke blockiert, was umgehend zum Rennabbruch führte.
Alle sechs wichtigen Fahrzeugtypen aus Scheckters Karriere (McLaren M19A und M23, Tyrrell 007 und Tyrrell P34 sowie Wolf WR1 und Ferrari 312 T4) kommen nun kurz vor dem 45. Jahrestag seines Triumphes beim Grossen Preis von Monaco 1979 an selber Stätte unter den Hammer.
Der am 29. Januar 1950 geborene Südafrikaner startete zwischen 1972 und 1980 mit McLaren, Tyrrell, Wolf und Ferrari zu insgesamt 112 Grand Prix, von denen er deren 10 gewann. Dreimal startete er von der Pole Position und fuhr fünf schnellste Rennrunden fuhr. Heute ist er Farmer und Besitzer eines riesigen Bio-Bauernhofs mit unzähligen Tieren – und einer hauseigenen Rennstrecke. Für die werden ihm aber bald die passenden Autos fehlen...



















