Gibt es eine Zukunft nach der Vergangenheit?
Es gab immer wieder grosse Veränderungen im Motorsport, viele davon waren auch Rückschritte. Aber allzu oft glaubte man, dass die neuen Rennformeln- und Bestimmungen keine Zukunft hätten. Aber am Ende alles wurde es oft nicht schlechter, sondern nur anders.
Als die Formel 1 1961 auf eine Meisterschaft mit lächerlich kleinen 1,5-Liter-Motoren wechselte, da glaubte keiner, dass mit diesen Zuckerwasser-Motörchen in der Königsklasse richtige Rennen gefahren werden könnten. Doch allen Auguren zum Trotz funktionierte die neue Rennformel hervorragend. Später kam dann die 3-Liter Formel, dann die Turbo-Ära und heute wird mit der Nähmaschinen-Hybrid-Turbo-Technik gefahren.
Die Rundenzeiten wurden immer kürzer, die Autos immer schneller, die Rennen selbst aber nicht spannender. Egal, was die Technik an Leistung zu bieten vermag, am Ende ist das Messen der Gladiatoren der entscheidende Faktor.
Der sensationelle Zweikampf zwischen Nico Müller und René Rast beim ersten Hockenheim Rennen und dem letzten Class1 Wochenende war wieder einmal ein absolutes Sahnehäubchen von Motorsport.
Dies muss mit den GT3 Fahrzeugen in der kommenden Saison nicht schlechter werden, auch wenn die Class1 schneller unterwegs war. Auf den Tribünen noch im Fernsehen erkennt man das Tempo auch nur an der Uhr, sieht aber die packenden zwei-, drei- und hoffentlich sogar die kommenden Mehrkämpfe. Die ausgeklügelte Aerodynamik hilft nicht wirklich für mit, für Spannung zu sorgen und darf gerne vergessen werden.
Der Grosskampf zwischen den BMW M3 E30 und den Mercedes 190-16V-Evos fand auch fast ohne Aerohilfsmittel statt, bot aber genialen Sport.
Der technische Wettstreit ist sicher spannend zu beobachten, doch am Ende des Tages wird vor allem der Fahrer gefeiert. Lewis Hamilton siegt, satte 92 Mal hat er bis heute gewonnen und er wird auch sicher noch die Hundertermarke knacken. Dass ihm Mercedes seit Jahren das beste Auto im Feld hinstellt, wird schnell vergessen, es wird nur noch vom grössten Fahrer aller Zeiten gesprochen.
Viele Piloten konnten, oder können ihr Talent nie unter Beweis stellen, da ihnen die Möglichkeit fehlt/fehlte, im besten Auto zu sitzen. Ein Musterbeispiel war Ronnie Peterson, er hatte die Gabe, immer dann das Team zu wechseln, wenn dieses vom Höhepunkt in eine Krise fiel. Ein Sergio Perez und ein Daniel Ricciardo kämpfen mit stumpfen Pfeilen, für sie ist ein dritter Platz wie ein Sieg, denn mehr liegt unter normalen Umständen gar nicht drin.
Darum: Lasst doch die Jungs mit gleichwertigen Waffen kämpfen und wir geniessen spannende Rennen, völlig egal, ob sie gemäss Stoppuhr ein paar Sekunden langsamer unterwegs sind.