Identitätsdiebstahl bei Oldtimern
Das Thema “Identitätsdiebstahl” wird heutzutage im Internet und auch in Filmen heiss diskutiert. Eine Person nimmt die Identität eines anderen Menschen an, um in dessen Namen Geschäfte zu tätigen oder sich zu bereichern.
Was bei Leuten mittels gestohlener Kreditkarten und missbrauchter Ausweispapiere funktioniert, ist auch im Umfeld alter Autos anzutreffen. Identitätsdiebstahl gibt es auch bei Oldtimern.
Es funktioniert so: Einem alten Auto wird mittels Ausweispapieren eines anderen Wagens eine neue/falsche Identität gegeben. Dazu werden die entsprechenden Fahrgestellnummern eingestanzt, die zu den neuen Papieren passen und danach alle notwendigen Hürden (H-/Veteranen-Zulassung, Gutachten, FIVA-Zertifikat, etc.) genommen.
Warum würde man dies tun? Nehmen wir an, jemand hat mit viel Aufwand aus einem Porsche 911 T (Marktwert rund EUR 80’000) einen 911 Carrera RS 2.7 Lightweight Klon aufgebaut. Er kommt an die Papiere eines vor Jahrzehnten verschrotteten RS und übernimmt dessen Identität für seinen Klon. Aus dem EUR 100’000-Auto wurde ein EUR 600’000 Wagen.
Tatsächlich blüht ein reger Handel mit Ausweispapieren. Dabei sind die Edel-Oldtimer nur die Spitze des Eisbergs, das Gros der Papiere, die z.B. auf eBay gehandelt werden, betrifft ganz normale Alltagsautos. Aber auch hier können “neue” Papiere einem alten Auto respektive dessen Besitzer das Leben erleichtern, etwa dann, wenn die Zulassung erleichtert wird, wenn aus einem Import ein lokal ausgelieferter Wagen wird, wenn es sich um ein gestohlenes Fahrzeug handelt oder wenn die originalen Papiere schlicht fehlen.
Natürlich ist dies alles missbräuchlich und gesetzwidrig. Identitätstausch ist aber auch ein Frevel an der Geschichte und ein Angriff auf das Kulturgut Automobil, wie Motorjournalist und Buchautor Helmut Horn jüngst an der Hamburg Motor Classics im Rahmen eines Vortrags ausführte. Schliesslich werden einem Fahrzeug, das vielleicht ja keine eigene nennenswerte Geschichte aufweist, auch falsche Vorbesitzer und vielleicht sogar eine Renngeschichte angedichtet.
Nicht immer sind kriminelle Motive der Auslöser für derartige Identitätsdiebstähle. Manche Fahrzeugbesitzer wähnen sich in einer Notwehrsituation. Sie haben für teures Geld ein vermeintliches Original gekauft, stellen später fest, dass es eine Recreation ist und lösen das Problem, indem sie dem Nachbau die Identität eines Originals verschaffen. Natürlich ist weiterhin kein altes Stück Blech am Auto dran, aber die Papiere weisen es als Kulturgut aus. Und nur so ist es vielleicht zulassungsfähig und kann auch tatsächlich gefahren werden. Doch der Zweck heiligt die Mittel nicht!
Helmut Horn hat übrigens einige Gegenmassnahmen vorgeschlagen, etwa dass das Anbieten von Fahrzeugidentitäten als Anstiftung zur Straftat geahndet werden sollte, dass manipulierte Fahrzeuge aus dem Verkehr gezogen werden sollten, Datenbanken über nachweislich nicht mehr existierende Fahrzeuge geführt werden sollten, Rückdatierung verhindert werden müssen oder dass bei der Überprüfung der Fahrzeugidentität mehr Sorgfalt angewendet werden müsse. Doch bekanntlich ist all dies nicht so einfach und die Verbindung eines Automobils zu seiner Geschichte und seinen Identitätsnachweisen erfolgt halt meist nur über wenige eingeschlagene Nümmerchen oder eine Plakette im Motorraum.























