Die Sache mit den Flügeltüren
18.10.2017
Sie kamen und gingen, die Flügeltüren. Zu grosser Berühmtheit brachte die Flügeltüren sicherlich der Mercedes-Benz 300 SL, dabei war es kein Design-Gimmick, sondern vielmehr eine Notwendigkeit, die Türen damals so zu gestalten. Der Rahmen musste zugunsten der Steiffigkeit hoch liegende Längsrohre aufweisen und die Türen könnten daher erst aber einer gewissen Höhe ansetzen.
Gute Gründe hatten die Flügeltüren auch beim abgebildeten Bricklin SV-1 . Hier war nicht mehr nur eine hohe Torsionsfestigkeit gefragt, sondern ein sehr robuster Seitenaufprallschutz. Die grossdimensionierten Längsprofile hätte man damals wohl kaum in einer Türe unterbringen können, daher entschied man sich für die nach oben zu öffnende Variante, nicht zuletzt auch aus Designüberlegungen heraus.
Flügeltüren haben auch handfeste Vorteile im Alltag. Im geöffneten Zustand überragen sie den Wagen seitlich nur in geringem Umfang, das Aus- und Einsteigen wird daher auch im engen Parkplatz oder in der Garage leichter. Und im Prinzip kann man mit offenen Türen fahren, was zu einer völlig neuen Belüftungsmöglichkeit führt, allerdings ist diese Nutzungsart wohl nicht gerade beliebt bei den Gesetzeshütern.
Überhaupt hatten und haben die Flügeltüren ein schweres Leben. Denn sie hatten auch Nachteile, gewichtige Nachteile. Der Raumbedarf nach oben nimmt gewaltig zu, auch dies ist auf den Bildern sichtbar. Der Einstieg verlangt, gerade wegen der höheren Flanken, oftmals mehr Gelenkigkeit als in einem mit konventionellen Türen ausgerüsteten Wagen. Auch die nötige Mechanik und Hydraulik wird bei schwereren Türen aufwändig und verlagert den Schwerpunkt nach oben.
Und der Gesetzgeber kam immer wieder auf neue Anforderungen, die mit Flügeltüren schwierig zu erfüllen waren. So stellte sich die Frage, was bei einem Überschlag mit Landung auf dem Dach wäre. Wie würde die Besatzung dem Wrack entsteigen? Natürlich wurden auch hier Lösungswege, die bis zur Sprengung der Türmechanismen reichte, entwickelt. Dabei dürften sich nur ganz wenige dieser Wagen je auf dem Dach wiedergefunden haben …
Die Nachteile aber überwogen für die meisten Autobauer und so entstanden nur ganz wenige Flügeltürenautos ausserhalb der Rennwagenwelt. Der De Lorean DMC-12 gehört dazu, der Melkus RS 1000 oder der Mercedes-Benz SLS. Aber lang ist die Liste nicht, wenn man einmal nur in ganz geringen Stückzahlen gebaute Exoten ausklammert. Schade, denn Flügeltüren schauen doch wirklich echt fesch aus!