Der Volvo, der ein Düsenjäger war
28.01.2022
Der Turbinen-Antrieb für Autos war nur ein kurzer Irrweg des Düsenjet-Zeitalters. Das letzte Projekt in diese Richtung wurde von Chrysler 1963 erfolglos beendet – soweit die vorherrschende Theorie. Doch 1978 unternahm ausgerechnet die alles andere als avantgardistische Marke Volvo einen neuen Versuch, das Strahltriebwerk für den Gebrauch im Personenwagen zu domestizieren. Wie Sie sich angesichts der Tatsache, dass wir bis heute nur in Hubkolben- und Wankelmotoren Kraftstoff verbrennen, vielleicht denken können, ist es nicht gelungen.
1993 gingen sie noch einen Schritt weiter: die Schweden paarten die Turbine nämlich mit einem Elektromotor, der die mässige Wirtschaftlichkeit im Teillastbereich und vor allem das träge Ansprechverhalten der Turbine ausgleichen sollte. Damit waren die beiden Volvo 850, in denen das System erprobt wurde, zwei der ersten Autos mit Hybridantrieb und ihrer Zeit um einige Jahre voraus. Wahlweise konnten sie auch rein elektrisch gefahren werden und sogar rekuperieren. Trotzdem gab Volvo das Projekt nach nur 4000 Test-Kilometern wieder auf. Der Kraftstoffverbrauch war selbst mit Elektrohilfe einfach zu hoch.
Einer der beiden Turbinen-Prototypen wird übrigens am 3. Februar von Bonhams versteigert. Der Schätzpreis liegt zwischen 60'000 und 80'000 Euro. Das ist zwar recht viel für einen Volvo 850 – aber wie oft bekommt man die Gelegenheit, ein Auto mit Turbinenantrieb zu erstehen? SOCÉMA-Grégoire und Fiat Turbina sind unverkäuflich.