Der T ist fertig – Mercedes-Benz will keine Kombis mehr bauen
Lange Jahre war er der Traum des gehobenen Mittelstands, doch bald wird er wohl nicht mehr in Erfüllung gehen: der Mercedes-Kombi vor dem Eigenheim. Laut "Automobilwoche" haben die Stuttgarter nämlich angekündigt, das T-Modell sukzessive aus dem Programm zu nehmen. Die Chinesen und die Amerikaner fahren lieber SUV. Damit stirbt auch ein Stück deutsche Auto-Geschichte.
Und das, obwohl Mercedes-Benz damals erst spät ins Kombi-Geschäft eingestiegen war. Als sie 1977 ihren ersten "Stationswagen" auf Basis der Baureihe 123 vorstellten und 1978 ins Programm nahmen, rechnete niemand mit einem grossen Erfolg. Am Ende entstanden bis 1986 knapp 200'000 T-Modelle, was etwa einem Zehntel der Gesamtproduktion und der doppelten Coupé-Stückzahl entsprach. Inzwischen hat der Kombi-Anteil bei C- und E-Klasse über 40 Prozent erreicht, und die S 123 sind ebenso wie ihre Nachfolger der Baureihe 124 zu Klassikern geworden, für die Liebhaberpreise gezahlt werden. Selbst die T-Modelle des viel geschimpften W 210 steigen langsam in der Gunst der Mercedes-Fans.
Die Daimler-Kombis waren auch deshalb immer so beliebt, weil sie in ihrer Vereinigung von Noblesse und Nutzwert einmalig waren, ähnlich einem Paar Budapester-Schuhe mit Stahlkappen oder einem Borsalino-Hut nach ECE-22-Norm. Kurz: mit einem T-Modell war man immer gut angezogen; auf der Baustelle wie vorm Palace-Hotel. Und jetzt soll dieser Mehrzweckwagen einfach ersatzlos verschwinden. Was zwar traurig ist, aber tatsächlich gar nicht so überraschend kommt. Schliesslich gibt sich Mercedes-Benz schon seit Jahren beinahe krampfhaft Mühe, mit allen Traditionen zu brechen.
Daimler begründet die Entscheidung damit, dass man einfach nicht für jede noch so kleine Marktlücke ein Modell im Programm haben könne. Das hat Dieter Zetsche vor einigen Jahren indes noch ganz anders gesehen und das Portfolio mächtig ausgebaut. Aber offenbar ist zwischen viertürigen Kompaktwagen-Coupés, sportlichen Coupé-Kombis, riesigen SUV-Coupés und umgelabelten Renault-Kleinlieferwagen (erstaunlicherweise ohne Coupé-Version) einfach kein Platz mehr für einen ganz normalen, familientauglichen Kombi. Vielleicht entschädigen sie uns ja mit einem dreitürigen SUV-Cabriolet…






















