Sonntagsritual
Das Zopfbrot ist frisch aufgeschnitten, der Kaffee durftet in der Kanne, die Eier sind perfekt gekocht, Fleisch und Käse, Brotaufstrich, Jogurt, Cerealien und so weiter stehen bereit. Zu Mittag wird es nichts geben, denn wir sind spät aufgestanden und es ist Sonntag-nicht-mehr-so-früh-am-Morgen. Doch es fehlt etwas, die Dekoration.
Also schnell zur Vitrine gerannt und sich einige Modellautos geholt. Denn ein Tisch ohne sie ist am Sonntag kaum auszuhalten. Vielleicht sind sie ein Ausdruck der Gelassenheit, die kleinen Autos, mit der man einen freien Tag mit der Familie einleiten soll. Dabei ist allerdings klar, dass nicht alle am Tisch davon überzeugt sind, dass man Autos braucht, um entspannt zu sein.
Ich aber finde, dies helfe. Denn ich vermute, dass da, wo Spielautos auf Tischen gefahren werden, die Welt noch irgendwie in Ordnung ist.
So kann ich mich gut daran erinnern, wie ich damals als Kind nichts mehr geliebt habe, als irgendwo im Wohnzimmer mit meinen Autos eine Strecke abzufahren. Das war der Rand unseres Couchtischs oder unserer doppelter Heizradiator, der meine Autobahn war. Derweil sass Vater am Tisch und hörte Radio oder Mama schmiedete mit ihm Sonntagspläne. Meine Schwester sass hingegen stets im Schneidersitz auf dem Stuhl und las. Und wir alle wussten, dass es in diesem Moment überhaupt nichts anderes zu tun gab, als genau das womit wir gerade beschäftigt waren. Darum mag ich es noch heute, ausgerechnet beim Sonntagsfrühstück einige Spielzeugautos auf dem Tisch stehen zu haben.






















