«Ich habe es Dir ja gesagt!»
Diesen Freund hat wohl jeder. Er sucht sich Rat und will Tipps. Meistens sind es Dinge, die er irgendwo im Netz findet, eine Kleinanzeige, die ihn interessiert oder ein Produkt, das sein Interesse weckt, zu dem er sich rückversichern will, eine Meinung oder Anmerkung erwartet. Neulich hatte ich eine WhatsApp Nachricht eines Freundes, der für seine Partnerin eine Lösung für einen Bentley Arnage T sucht, den sie von ihrem Vater geerbt hat. Das Auto ist jahrelang gestanden und läuft nicht. Zum ersten Mal davon gehört habe ich vor etwa einem Jahr, damals war ich noch einigermassen entzückt darüber, dass da offensichtlich jemand einfach ein solches Klasseautomobil in der Garage stehen hat – und nie nur einen Meter damit gefahren ist.
Mein Vorschlag war, damit zum Spezialisten zu gehen, respektive durch diesen das Auto abholen zu lassen. Denn wie gesagt, es läuft nicht. Nun, das wollte man aber nicht, das Argument war, man wolle nichts mehr investieren, aber dennoch das Maximum daraus herausholen. Da stellt sich die Frage, was denn mehr Aussicht auf Erfolg hat: Ein nicht fahrfähiges, extrem hochpreisig zu reparierendes Auto versuchen privat zu verkaufen, oder das Auto einem Spezialisten zu geben, der womöglich mit wenig Aufwand und entsprechendem Know-How den Wagen wieder herrichten kann, doch nicht allzuviel dafür anbieten wird. Ich habe offen mitgeteilt, dass ich auf den zweiten Fall setzen würde. Da das Auto vererbt wurde spielt es im Prinzip ja keine grosse Rolle, vieviel es denn bringen wird, wenn es nur noch etwas bringt.
Aber eben, die lieben Freunde, obwohl sie mich um Rat gefragt haben, hatten offenbar ihren Entschluss schon längst gefasst und irgend einen Hobbymechaniker an das Auto gelassen. Nun, der Wagen läuft natürlich noch immer nicht – eben, man will ja nichts mehr investieren, noch nicht einmal in eine Batterie. Der Wagen wird wohl noch lange rumstehen und sie werden weiterhin um Rat fragen, selbst wenn sie sich dann entgegen dem entsprechenden Ratschlag entscheiden werden. Schade um den Bentley.
Das erinnert mich an zwei weitere Episoden. Bei der ersten sind wir damals einen Triumph Spitfire 1500 anschauen gegangen. Ein fürchterlich verbasteltes Ding mit reichlich Kantenrost und in einer grausamen Lila Metallicfarbe aus der Sprühdose. Natürlich habe ich abgeraten, denn die «Spickfeder» sollte 2500 Franken kosten, für 5000 habe ich schon perfekte Exemplare im Originallack aus Garagen gezogen. Aber eben, der gute Freund hat den Wagen dann trotzdem gekauft, ihn zerlegt, dann gemerkt dass da nicht viel zu holen ist und danach das Auto als Teilehaufen quasi verschenkt.
Ein Andermal war es die Idee eines Kollegen, in ein Auto mit 4-Gang-Getriebe eine 5-Gang-Box einzubauen. Ich war mir allerdings sicher, dass das nicht einfach so zu bewerkstelligen sei, denn es brauchte dazu einen anderen Getriebeträger im Chassis, den es galt einzuschweissen, und eine kürzere Kardanwelle, da der Getriebehals länger ist. Dennoch hat er darauf bestanden, den Motor auszubauen, sich ein entsprechendes Getriebe zu besorgen, das zudem auch nicht an das Schwungrad des Motors gepasst hat um – dann festzustellen, dass ihm das Ganze zu aufwändig sei. Nachdem alles in meiner Werkstatt ausgebreitet lag, haben wir das Auto schliesslich so wie es war wieder zusammengebaut.
Dennoch, ich halte es immer so; Wer mich fragt, der erhält eine ehrliche und direkte Antwort. Allerdings muss man damit rechnen, dass ich irgendwann sage, ich hätte es ja gesagt.
Bei den Schrottautos auf dem Abbruch in Dorenaz VS (Bild) würde ich im vornherein abwinken, falls mich jemand fragt...





















