Polizisten mit Rot-Grün-Schwäche
Von allen meinen Schulfreunden in der zweiten Klasse war ich besonders gerne bei Sebastian. Denn während ich mit kleinen Siku-Autos in meinem Zimmer umherfuhr, hatte er eine Kiste grosser Corgi-Toys-Modelle von seinem Vater geerbt. Mit dabei war auch ein weisser Porsche 911 Targa mit roten Türen und Hauben, auf denen gross die Aufschrift "Polizei" prangte. Diese farbenblinden Engländer. Jeder weiss doch, dass deutsche Polizeiautos Grün als Kontrastfarbe nutzen. Damals habe ich mich darüber lustig gemacht. Heute weiss ich es besser.
Denn der komplementär gefärbte Polizeiporsche hatte tatsächlich ein lebensgrosses Vorbild. Nach einem Schwung von 30 Exemplaren für die niederländische Rijkspolitie soll es 1968 als reines Messefahrzeug entstanden sein, um auf verschiedenen Autosalons in den USA die dortige Highway Patrol von einem schnellen Zuffenhausener Streifenwagen zu überzeugen. Der deutschen Aufschrift zum Trotz hatte der Targa deshalb auch eine rote Drehspiegelleuchte nach amerikanischer Art auf dem Überrollbügel montiert statt des in Deutschland üblichen Blaulichts.
Seinen ersten öffentlichen Auftritt hatte der interkontinentale Gesetzeshüter im Februar 1968 bei der National Capital Area Auto Show in Washington D. C., dem weitere in Chicago, New Haven und New York folgten. Doch der behördliche Grossauftrag aus den vereinigten Staaten blieb aus. Stattdessen landete der einzige Polizei-Porsche in US-Spezifikation als Blickfang im Schaufenster von Porsche-Händler Bill Yates und durfte im September 1968 das Can-Am Rennen in Bridgehampton anführen.
All das wusste ich vor 25 Jahren natürlich noch nicht. Damals war der grosse Corgi-Porsche für mich einfach ein unrealistisches Phantasieprodukt. Mein Polizei-Targa von Siku war zwar deutlich kleiner – aber dafür wenigstens grün.



























