Kampf gegen Widerstände einst und jetzt
14.03.2023
Das Auto wurde immer besser und effizienter über die letzten 100+ Jahre? Ja, schon, aber es wurde eben nicht so effizient wie möglich. Dies liegt an vielen Dingen, nicht zuletzt auch an der Politik, die gerne mit ungleichen Ellen misst. So produziert ein Elektroauto kein CO2, egal wie effizient oder ineffizient es fährt. Es ist sauber. Dies stimmt natürlich nicht, denn der Strom, der das Auto antreibt, sorgt bei der Produktion durchaus für unerwünschtes CO2 (Stichwort Kohle-/Gaskraftwerke).
Unsere Kollegen von “ams” haben sich über diese ungleiche Betrachtung auch schon gewundert und begonnen, die Effizienz von Autos mit einer neuen Messung zu dokumentieren. Beantwortet wird die Frage, wieviel Leistung der/die Motoren produzieren müssen, damit das Auto 130 km/h schnell fährt. Die Leistung wird benötigt, um die Fahrtwiderstände, also den Luft- und den Rollwiderstand, zu überwinden. Die bisherigen Ergebnisse zeigen, wie weit moderne Autos hier auseinander liegen. Und weil man es bei “auto motor und sport” sportlich nahm, verglich man die Werte auch noch mit dem Verbrauchswunder VW XL1.
Nun, wir fanden, dass man diese Verbrauchsübersicht durchaus auch noch mit Klassikern ergänzen könnte. Weil wir weder die Messapparaturen noch die Fahrzeuge so einfach auftreiben können, haben wir uns für einen ersten Vergleich auf Fahrzeuge von damals beschränkt, die ungefähr 130 km/h Spitzengeschwindigkeit erreichen konnten. Die einfache Überlegung dazu: Wenn die Höchstgeschwindigkeit 130 km/h beträgt, dann entspricht die Nennleistung des Motors der nötigen Leistung, um diese Geschwindigkeit zu erreichen. Korrekturen wären natürlich bei Abweichungen von der Normgeschwindigkeit 130 km/h noch nötig. Andererseits waren die Motorleistungen damals wohl eher als “brutto” zu verstehen.
So sehen die Autos von damals und heute im Vergleich aus ("FW" steht dabei für Fahrtwiderstand; Lesebeispiel: Beim VW XL1 sind 16 kW oder 22 PS nötig, um 130 km/h schnell zu fahren):
Fahrzeug | Baujahr | FW kW | FW PS | Vmax km/h |
---|---|---|---|---|
FMR Tg 500 | 1958 | 15 | 20 | 120 |
VW XL1 | 2015 | 16 | 22 | >> 130 |
NSU Sportprinz | 1963 | 22 | 30 | 126 |
BMW 700 Coupé | 1960 | 22 | 30 | 125 |
Mercedes-Benz EQS 450+ | 2023 | 24 | 33 | >> 130 |
Cupra Born 170 kW | 2023 | 25 | 34 | >> 130 |
Skoda Fabia 1.0 TSI | 2023 | 25 | 34 | >> 130 |
Toyota Yaris 1.5 VVT-i | 2023 | 26 | 35 | >> 130 |
Renault Mégane E-Tech EV60 220 Techno | 2023 | 28 | 38 | >> 130 |
Kia Niro EV | 2023 | 29 | 39 | >> 130 |
Mercedes-Benz C 300 d T | 2023 | 29 | 39 | >> 130 |
BMW 700 Sport | 1960 | 29 | 40 | 135 |
VW Polo GTI | 2023 | 30 | 41 | >> 130 |
Renault 8 | 1962 | 30 | 41 | 125 |
Panhard Dyna | 1958 | 31 | 42 | 128 |
Audi A4 Avant 50 TDI Quattro | 2023 | 32 | 44 | >> 130 |
DKW AU 1000 | 1958 | 32 | 44 | 131 |
BMW i7 xDrive 60 | 2023 | 33 | 45 | >> 130 |
BMW 330d Touring | 2023 | 33 | 45 | >> 130 |
Opel Olympia Rekord | 1957 | 33 | 45 | 128 |
VW 1500 | 1962 | 33 | 45 | 125 |
Ford Focus 2.3 EcoBoost Turnier | 2023 | 34 | 46 | >> 130 |
Toyota bZ4X | 2023 | 34 | 46 | >> 130 |
Volvo V90 T6 AWD | 2023 | 34 | 46 | >> 130 |
NSU-Fiat Europa | 1963 | 35 | 48 | 130 |
Opel Kadett S | 1963 | 35 | 48 | 137 |
Ford Mustang Mach-E GT | 2023 | 38 | 52 | >> 130 |
Morris Oxford V | 1960 | 38 | 52 | 130 |
Genesis GV60 | 2023 | 39 | 53 | >> 130 |
Skoda Kodiaq 2.0 TDI | 2023 | 39 | 53 | >> 130 |
Peugeot 403 | 1956 | 39 | 53 | 130 |
Ford Taunus 12 M 55 PS | 1960 | 40 | 55 | 126 |
Simca Montlhéry | 1961 | 40 | 55 | 133 |
Auto Union 1000 SP | 1959 | 40 | 55 | 138 |
Audi Q5 50 TDI Quattro | 2023 | 43 | 58 | >> 130 |
Maserati Grecale 3.0 V6 Trofeo | 2023 | 50 | 68 | >> 130 |
Mercedes-Benz 180 b | 1960 | 50 | 68 | 138 |
Humber Hawk Mark VI | 1955 | 52 | 71 | 131 |
Mercedes-Benz G 400 d | 2023 | 70 | 95 | >> 130 |
Es lassen sich einige Erkenntnisse gewinnen:
- Moderne Autos sind umso besser, je kompakter sie sind, das moderne SUV sieht hier natürlich nicht gut aus.
- Elektroautos schneiden nicht besser ab als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren, weil die Effizienz des Antriebsstrangs natürlich erst beim Verbrauch, nicht aber bei der Leistungsabgabe eine Rolle spielt.
- Alte Autos können in dieser Tabelle sehr gut aussehen, weil sie typischerweise mit viel geringeren Querschnittsflächen aufwarten, womit sie eine schlechtere Aerodynamik kaschieren können. Dass der FMR Tg 500 an der Spitze der Tabelle steht, ist kein Zufall. Er bietet dem Wind wegen seiner knappen Frontfläche relativ wenig Widerstand. Allerdings erreicht er mit 20 PS nur 120 km/h, müsste er 130 km/h fahren, wären wohl 26 bis 28 PS nötig.
- Gewicht spielt in dieser Betrachtung praktisch keine Rolle, beim Verbrauch aber schon. Gerade das Beschleunigen verbraucht natürlich deutlich mehr Energie, wenn das Auto schwerer ist. Einen Teil der Verbrauchsvorteile moderner Autos gehen entsprechend auch beim viel höheren Gewicht von heute wieder verloren.
- Um 130 km/h zu fahren, notabene die erlaubte Maximalgeschwindigkeit in den meisten Ländern, braucht man erstaunlich wenig Leistung. 40 PS reichen sogar beim Mittelklassekombi dafür schon komfortabel aus.
- Alte Autos werden meist gemächlicher bewegt als ihre modernen Nachfolger, auch deshalb verbrauchen unsere Oldtimer und Youngtimer im normalen Gebrauch gar nicht so viel mehr als ihre modernen Nachkommen, als aufgrund der doch noch teilweise primitiven Technologie zu erwarten wäre.
P.S. Was denken unsere Leser dazu? Wir freuen uns auf Ihre Kommentare!