Die blaue Stunde
17.03.2023
Bei klarem Himmel wird der Übergang zwischen Tag und Nacht immer zu einem farbenfrohen Spektakel.
Die dabei entstehende "blaue Stunde" hat in der Fotografie eine ganz besondere Bedeutung und bezeichnet die kurze Zeitspanne der beiden Dämmerungsphasen, morgens wie abends, wenn die Sonne so tief ist, dass das blaue Lichtspektrum am Himmel noch stark dominiert. Dabei bekommt der tiefblaue Himmel für einen Moment die Farbtemperatur von künstlich erzeugtem Licht.
Tiefblau steht die italienische Diva, der 250 LM, auf dem ebenfalls tiefblauen Mittelstreifen der Boxengasse unter eben diesem tiefblauen Himmelszelt. Einer dieser Ferraris des "North American Racing Teams" gewann 1965 überraschend die 24 Stunden von Le Mans mit dem aufstrebenden österreichischen Talent Jochen Rindt und dem Amerikaner Masten Gregory am Steuer. Seither konnte bis heute kein Auto aus Maranello mehr die Gesamtwertung dieses Langstrecken-Klassikers gewinnen. Der 3,2 Liter grosse 12-Zylinder leistete 320 PS und verhalf dem Coupé zu 290 km/h Spitze. 2023 wird Ferrari mit dem 499P Hypercar Projekt den Versuch starten, seinen 10. Gesamtsieg und den ersten seit 1965 einzufahren.
Eine Anekdote am Rande: Der stark kurzsichtige Masten Gregory suchte um vier Uhr morgens völlig unverhofft die Box auf und beklagte sich über Sehprobleme infolge des vielen Rauches der zahlreichen Grillfeste rund um die Strecke. Jochen Rindt war erst in rund 2 Stunden wieder eingeplant und zu jener Zeit nicht auffindbar. So nahm der vor Ort anwesende Ed Hugus Gregorys Helm und fuhr dessen Stint zu Ende. Diese Geschichte blieb bis ins Jahr 2005 im Verborgenen, erst Hugus Brief brachte dann Licht ins Dunkle, als er “seinen” Le-Mans-Sieg 40 Jahre später bekannt gab.