Das schnellste seriengefertigte Kabinenmotorrad der Welt
06.07.2013
“Supersportwagen, Topmotorrad oder Flugzeug?”, so titelte im Jahr 1983 ein Beitrag in der Automobil Revue 25/1983. Abgebildet war einer der Prototypen des Oemils von Peraves, das aussah wie ein Sportflugzeug mit gekappten Tragflächen.
Arnold Wagner stand hinter dem Projekt und ist auch heute noch von den Qualitäten und Vorzügen des Einspurfahrzeugs überzeugt. Der heute 72-jährige Tüftler fährt das Kabinenmotorrad bis heute. Der Öffentlichkeit ist ein Nachfolges des ursprünglichen Oemils unter anderem als Gewinner des X-Prize in den USA ein Begriff.
Begonnen hatte die Entwicklung im Jahr 1981 und wie so manche Entwicklung war die Frustration über die damals unbefriedigenden Transportlösungen der Auslöser. Arnold Wagner pendelte damals mit seinem Auto viel zwischen Deutschland un der Schweiz und befand, dass dies doch eine veritable Ressourcenverschwendung sei.
Das entstehende Einspurfahrzeug, das dann den Namen Oemil (Kurzform von Oekomobil, das “Oeko” stand für ökonomisch) erhielt, war wesentlich aerodynamischer als Motorrad und Automobil und bot dank geringer Stirnfläche dem Wind bedeutend weniger Widerstand. Zwei Personen konnten hintereinander Platz nehmen und sogar für Gepäck gab es noch etwas Raum. Ausgerüstet war das erste Oemil mit dem BMW-Zweizylinderboxer.
“Die Chancen für eine Kleinserie mit BMW-Unterstützung stehen gut. Ziel ist die Fertigung von zunächst zwei Exemplaren pro Woche zu einem Preis von 25 000 Fr. Auf ähnliche Preise kommen auch exklusive Supermotorräder. Der cw-Wert wird demnächst im BMW-Windkanal nachgemessen; er dürfte nach Berechnungen bei unter 0,20 liegen. Der Bau von weiterentwickelten Prototypen ist geplant.” So stand es damals in der Automobil Revue 23/1985.
So schnell ging es dann nicht und erst mit dem Vierzylinder-K-Motor von BMW wurde das Oemil dann serientauglich, allerdings auch erheblich teurer, denn der angepeilte Verkaufspreis von 25’000 Franken wurde weit übertroffen, womit das Fahrzeug dann eher zum Freizeitspass begüterter Leute wurde. Piloten, wie Arnold Wagner selber einer war, oder Unternehmer waren häufig Käufer des effizienten und gleichzeitig sehr schnellen Fahrzeugs.
Wagner bezeichnet die verkauften Ausführungen als die “Bugattis des Kabinenmotorrad-Konzepts”, Versuche z.B. mit Yamaha, die Ideen in volkstümlichere Dimensionen zu verschieben, misslangen aus den verschiedensten Gründen.
Gut 200 Exemplare des Oemils und seiner Nachfolger wurden verkauft, die ersten werden schon bald Oldtimer sein.Die letzten sind noch fast Neufahrzeuge.
Wer mehr über Arnold Wagner, seine Liebe zur Fliegerei oder etwa die Entwicklung des Kugelmotor, auf den Wagner grosse Hoffnungen setzt, wissen möchte, der kann die ganze Geschichte im Buch Acrostar, Krafteier und Kugelmotoren
nachlesen, das Wagner selber geschrieben hat. Und mit dem Kauf eines Buchs beim Auto finanziert man sogar noch die Weiterentwicklung des Kugelmotors mit.
Die Bilder von 1983 sind natürlich auch im Zwischengas-Archiv zu finden.