Ergibt minus und minus jetzt plus?
Natürlich beherrscht das Thema der vielleicht nicht vollständig gefälschten, aber doch entscheidend manipulierten Mercedes-Benz 300 SL auch die Gespräche am Mittagstisch in der Zwischengas-Redaktion. Kern der Diskussion: Was ist ein echter Roadster mit unechter Fahrgestellnummer eigentlich wert? Er ist ja trotz allem ein wunderschönes Auto mit der gleichen herrlichen Technik wie ein korrekt nummerierter Bruder.
Szeneübergreifende Berühmtheit und nachweisbare Echtheit können den Wert eines Automobils in absurde Höhen treiben. Wohl kaum ein Oldtimer hat das in der jüngeren Vergangenheit so deutlich gezeigt wie der originale Film-Mustang aus "Bullitt", der 2020 für 3,74 Millionen US-Dollar verkauft wurde. Wohingegen selbst gut gemachte Nachbauten nur einen kleinen Bruchteil des wertvollen Originals erzielen, wie an vergleichsweise erschwinglichen 50'000 Euro für einen Chamonix-Spyder zu sehen ist.
Genau das macht den ehemals weissen und mittlerweile phantasiegelben 300 SL Roadster so unkalkulierbar. Das Auto ist nicht das, das es vorgibt zu sein. Obendrein ist es Diebesgut und seit knapp fünf Monaten auch das Symbol eines mittleren Skandals. Kurz: es ist gleich doppelt negativ belastet. Allerdings ist der hellgelbe Benz dadurch jüngst zu ungeahnter Bekanntheit auch ausserhalb der Oldtimerszene gelangt. Und obendrein sicherlich zu weit grösserer, als er es je in der Sammlung des malaysischen Sultans gebracht hätte.
Logischer, wenn auch nicht ganz ernstgemeinter Höhepunkt unseres Zwölf-Uhr-Klappstullen-Debattierklubs: Die Frage, wann der Wert des medial omnipräsenten Zahlendrehers aufgrund seiner Berühmtheit den des still vor sich hin existierenden Originals übersteigt. So skurril sich das jetzt anhören mag – so ganz auszuschliessen ist es irgendwie nicht. Manchmal ist ein Märchen einfach spannender als eine Sachgeschichte. Und Batmobil-Nachbauten auf Corvette-Basis sind schon teurer verkauft worden als handgeschaltete Erstlack-Split-Windows mit Einspritzung...
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