Vergessene Filmautos: Der Ford Mustang aus "Der Gendarm von Saint Tropez"
Obwohl Sean Connery nicht selbst gefahren ist, gehört das heute verschollene, Wimbledon-weisse Cabriolet aus "Goldfinger" zu den populärsten Ford Mustang im Film. Gemeinhin gilt die Verfolgungsfahrt durch die Schweizer Alpen, die mit einem aufgeschlitzten Reifen und einer zerfetzten Karosserieflanke endet, sogar als erster grosser Leinwand-Auftritt des sportlichen Kompakten überhaupt. Das ist zwar nicht ganz falsch – aber strenggenommen auch nicht ganz richtig. Selbst wenn heute kein Hahn mehr danach kräht: ausgerechnet eine harmlose französische Komödie mit kleinem Budget kam der englischen Multimillionenproduktion um eine gute Woche zuvor.
In "Der Gendarm von Saint Tropez", mit dem Louis de Funès den Grundstein für eine sechsteilige Filmreihe legte, bildet ein mohnrotes Convertible sogar einen entscheidenden Teil der Handlung. Kunstdiebe haben nämlich ein Rembrandt-Gemälde in seinem Kofferraum versteckt – und das befindet sich auch noch dort, als Louis' Film-Tochter Nicole sich den Mustang unerlaubt für einen Ausflug stibitzt. Natürlich wollen die Langfinger das Auto wiederhaben – während der Gendarm sich hektisch bemüht, den karrieregefährdenden Autodiebstahl seines Nachwuchses zu vertuschen.
In die französischen Kinos kam der Spass am 9. September 1964 – und damit acht Tage vor dem Bond-Streifen, der am 17. September in London Premiere feierte und erst am 19. Februar 1965 in Frankreich anlief. Somit hat der Gendarm sowohl rein kalendarisch wie auch in seinem Heimatland die Nase vorn. Ausserhalb des Hexagons geht die Goldmedaille allerdings an Goldfinger. Denn während die Deutschen Sean Connery bereits am 14. Januar 1965 und damit noch vor den Franzosen sehen durften, mussten sie auf Louis de Funès noch bis 27. Mai 1966 warten.
Die Besetzung des Mustang geht wohl auf Nicole-Schauspielerin Geneviève Grad zurück, die angeblich gute Beziehungen zu Ford of Belgium hatte, wohin der Wagen zu Werbezwecken geliefert worden war. Angeblich war das Cabriolet in sommerlichem "Poppy Red" sogar der erste Mustang, der je in Europa ankam. Generell war der Filmwagen eine ziemliche Frühgeburt: Er rollte bereits am 9. März 1964 in Dearborn vom Band – und damit mehr als einen Monat vor der offiziellen Mustang-Premiere am 17. April.
Nach Abschluss der Dreharbeiten im Juli 1964 kaufte Regisseur Jean Girault den Wagen und löste ihn im August erstmals in Frankreich ein. Das Cabriolet mit der Fahrgestellnummer 5F08F100145 soll danach noch in anderen Filmen zu sehen gewesen sein und existiert sogar noch heute. Obwohl er bei den Dreharbeiten so hart rangenommen wurde, ist der Mustang noch immer unrestauriert und weitgehend im Erstlack. Nur der hintere linke Kotflügel wurde einmal getauscht. Ein solcher "Survivor" ist auch ohne Filmprominenz selten und wertvoll. Dennoch dürfte der Goldfinger-Mustang – sollte er denn je wieder auftauchen – bei einer Auktion wahrscheinlich den deutlich höheren Preis erzielen.





















