Am 24. September 1909 gründeten – 13 Jahre nach dem tödlichen Absturz des Flugpioniers Otto von Lilienthal - einige unternehmungslustige, vermögende Genfer den „Club genevois d’aviation“. Er bezweckte, seinen Mitgliedern Gleitflugzeuge zur Verfügung zu stellen und hoffte „auf diese Art mit einem Mindestmass an Gefahren zukünftige Motorpiloten mit bescheidenen Kosten vorzubilden.“ In weiser Vorsicht bauten die Genfer gleich zwei Flugzeuge, denn David Deluz stürzte mit der ersten Flugmaschine aus sieben Meter ab und der „Vol au vent“ - 8,5 m Spannweite, 9 m Länge, 15 m2 Fläche, 20 kg schwer - ging in Brüche.
Dass dieser Sport viel Mut brauchte, zeigten die besten Ergebnisse der Genfer. 15 m Höhe wurden durch den Präsidenten Brassier erreicht, ein weiteres Mitglied kam auf 15 Sekunden Flugzeit und ein Herr Siegfried flog bei 12 Meter Höhe 250 m weit.
Doch genügend Nachwuchs und Zuschauermassen vermochten die Genfer nicht anzuziehen, denn die Zeit der Motorflieger hatte bereits begonnen. Geo Chavez bezwang die Alpen, in Avenches und Zürich gab es bereits Flugtage und die Presse schrieb begeistert von Louis Blériot und seiner Überquerung des Ärmelkanals. So schlief die voller Hoffnung aufgezogene Förderung des motorlosen Flug bald ein.
Und der Delaunay-Belleville, gebaut 1904 im französischen St. Denis? Eigentlich war er ein Luxusauto, bereits mit Ölpumpen ausgerüstet, charakterisiert durch den runden Kühler und Delaunay-Bellwille war die Lieblingsmarke des Zaren Nikolaus II. Auf dem “Flugplatz” in Genf ersetzte er eine Katapultvorrichtung, wie sie einige Jahre früher die Gebrüder Whright in den USA benützt hatten. Sobald der Delaunay-Belleville startete, musste der Flieger in der Aussparrung des unteren Flügels rennen, was die Beine hergaben. Sobald der Gleiter vom Boden abhob, sprang der todesmutige „Pilot“ hoch und klammerte sich am Gestänge fest – ungesichert. Beine und Gesäss pendelten frei im Luftraum! Durch die Körperverlagerung konnte die gewünschte Fluglage des Gleiters mehr oder weniger bestimmt werden, während der Fahrer im Delaunay-Belleville mit Vollgas über die Tivoli-Wiese rumpelte.
Das war auch die Zeit, als die Auto- und Flugpioniere ein gemeinsames Organ, die „Technische und sportliche Wochenschrift für Automobilismus und Aviatik“, herausgaben und darin mit scharfer Zunge ihre Interessen wahrnahmen. Doch es sollte noch Jahre dauern, bis der Segelflug in der Schweiz vom Aero-Club anerkannt- und durch der Bevölkerung wahrgenommen wurde.
Delaunay-Belleville produzierte Traum- und Luxusautos bis in die 1920er-Jahre, baute dann Nutzfahrzeuge und verschwand 1948 als eigenständige Marke, aufgekauft von ehemaligen Kleinwagenhersteller Rovin.
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