Ich sehe manchmal rot...
...und stecke dann in der Zwickmühle. Denn die Frage lautet: Soll ich meinen Klassiker soweit umbauen, dass er thermisch unbedenklich wird? Oder lebe ich einfach damit, dass es gelegentlich im wahrsten Sinne etwas «heisser» sein kann, damit zu fahren??
In Punkto Originalität tendiere ich dazu, mich mit allen Unzulänglichkeiten alter Technik herumschlagen zu wollen. Das wäre letztlich auch konsequent, denn ich akzeptiere ja auch die mangelde Fahrwerkstechnik, die geringere Motorleistung, die reduzierte Bremsleistung oder das Nichtvorhandensein einer Knautschzone bei meinem Klassiker. Andererseits ist es bei der Schweizer Topografie machmal nicht sehr lustig, daran zu denken, dass man bergauf irgendwo in einem Tunnel stehend mit Dampfblasen zu rechnen hat. Oder dass man vor einer Baustelle am Rotlicht unter Umständen im Steilstück stehen bleibt – aus demselben Grund: Dampfblasen weil man sich partout keine elektrische Pumpe in die Leitung hängen will.
Neulich, beim Erklimmen der Lenzerheide mit dem 1953er-DeSoto und im Gefolge des Jaguar XK 120 Alloy (ex Bätsch Scherrer, des Lenzerheide-Siegerwagens von 1951) und des Jaguar XK 120 Hansgen Special wurde es knapp. Mit reichlich erhöhter Drehzahl im Stillstand vermochte ich die Benzinpumpe bei Laune und den Zufluss an Teibstoff aufrecht zu erhalten. Zudem fächelt dann der Ventilator etwas mehr Luft durch den Kühler. Andererseits fuhr auch das schlechte Gewissen mit: Muss das denn sein, diese ganze Belastung für die alte Technik? Der Hansgen-XK gab ein gutes Beispiel ab: Sein moderner Kühler war sogar mit Tape abgedeckt, damit der Motor überhaupt warm werden konnte. Der 1949er XK 120 hingegen, original bis auf das Loch für die Andrehkurbel im Kühler früher Aluminium-XK, er hatte ebenso Mühe, schaffte es aber trotzdem den Berg hoch. Eben: Wir haben es also geschafft, sind angekommen obwohl es in der Tat NICHT wie bei einem modernen Auto einfach ohne darüber nachzudenken möglich war. Was mir wieder mal bewiesen hat, dass es genau dieser Reiz ist, die Bedienkompetenz und der Sachverstand das Richtige zu tun (oder es zumindest zu versuchen), welche die Faszination Oldtimer ausmachen. Wenn ich somit alle diese Gebrechen, kleinen Unzulänglichkeiten und so weiter mit modernen Helferchen eliminiere, dann lande ich wohl beim Neuwagen – und das will nun wirklich keiner! Fazit: Dampfblasen gehören dazu! Kein Grund bei Rotlicht gleich rot zu sehen.




























