Zehn Kilogramm pro PS
Als ich endlich meinen Fahrausweis (Führerschein) entgegen nehmen konnte, da war ich natürlich schon bestens informiert, welche Autos es denn zu kaufen gab. Eine wichtige Kenngrösse beim Beurteilen von Fahrzeugen war damals das sogenannte “Leistungsgewicht”, gemessen in Kilogramm pro PS. Man teilte einfach das Leergewicht des Autos durch die vom Motor produzierten Pferdestärken und schon konnte man den Wagen mit Konkurrenzmodellen vergleichen.
10 kg/PS galten damals als Grenze zwischen eher sportlichen und weniger dynamischen Automobilen. Ein Alfa Romeo Alfasud TI mit 85 PS etwa schaffte die 10 kg/PS knapp, ein Sprint Veloce mit Reserven. Der VW Golf GTI war natürlich ein Auto mit sehr gutem Leistungsgewicht, 110 PS trafen bei der ersten Serie auf rund 750 kg, kein Wunder schaffte er den Spurt von 0 auf 100 km/h in weniger als 10 Sekunden. Autos mit rund 10 kg/PS kamen meist auf eine Standard-Sprint-Zeit zwischen 10 und 13 Sekunden.
Das ist alles lange her und die Grenzen haben sich deutlich verschoben. Moderne Hypercars gehen in Richtung 1 kg pro PS, während 5 kg pro PS schon fast Mittelmass sind für einen Sportwagen, ein Lotus Emira etwa liegt aktuell bei rund 4 kg pro PS. Wahre Meister des Leistungsgewicht sind die schnellen Elektroautos, aber selbst schwache Modelle schaffen typischerweise die 10 kg pro PS locker. Allerdings wirkten gerade Elektroautos deutlich temperamentvoller, wenn aus dem Stand beschleunigt wird. Hier kommt natürlich das hohe Drehmoment, das praktisch ab Stillstand vorhanden ist, zum Tragen.
Noch heute ist aber bezüglich Fahrgefühl ein richtig leichtes Auto mit sportlichem Leistungsgewicht kaum zu schlagen. Natürlich wedeln auch moderne Hybrid- oder Elektro-Sportwagen schnell den Berg hoch, aber es muss dafür unglaublich viel Technik eingesetzt werden, während z.B. ein Lotus Super Seven der Sechzigerjahre nur auf wenig Gewicht und einen schlichten Vierzylindermotor von der Stange setzt.
Ich fand vor über 40 Jahren, dass für mich die 10 kg pro PS eine vernünftige Eintrittsschwelle seien, aber ich kaufte über die Jahre auch einige Autos, die deutlich mehr Gewicht pro Pferdestärke auf die Waage brachten und trotzdem viel Spass machten. Beispiele waren der Fiat 850 Spider oder der Fiat Panda, aber auch das BMW 320i Cabriolet (E30).
Was ich, um hier einen Schluss zu finden, aus eigener Erfahrung eindeutig sagen kann, ist, dass ein besseres Leistungsgewicht nicht automatisch für mehr Fahrspass steht …



























